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Beim Übergangsprozess zur grünen Wirtschaft müssen „ökologische und soziale Herausforderungen zusammen gedacht werden“, so Thomas Kattnig, Mitglied des Bundespräsidiums. Gemeint ist damit, dass der notwendige Umbau- und Anpassungsprozess unserer Wirtschaft sozial gerecht sein muss. Nur wenn Arbeitnehmer:innen eine entscheidende Rolle bei der Ausgestaltung unseres grünen Übergangs haben, kann dieser auch Erfolg haben.

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat bereits bei der Präsentation des grünen Deals erklärt: „Dieser Übergang wird entweder für alle funktionieren und gerecht sein, oder er wird überhaupt nicht funktionieren.“ Diesen Worten müssen nun auch Taten folgen. Wir müssen sicherstellen, dass die Gewerkschaften als Stimme der Beschäftigten bei Entscheidungen zum grünen Übergang mit am Tisch sitzen. Schließlich sind es auch die Beschäftigten, die massiv von den Veränderungen betroffen sein werden.

Damit am Ende die Beschäftigten nicht auf der Strecke bleiben, müssen wir uns schon jetzt auf die sich verändernde Arbeitswelt vorbereiten. Das bedeutet, uns an neue Arbeitsbedingungen anzupassen. Durch die steigenden Temperaturen und das extremer werdende Wetter wird sich der Arbeitsalltag vieler Beschäftigter verändern. Die sichtbarsten Änderungen wird es da für Personen geben, die im freien Arbeiten und direkt den Witterungsbedingungen ausgesetzt sind. Für sie braucht es starke Arbeitsschutzmaßnahmen, um Gesundheit und Wohlbefinden zu sichern. Aber auch in Bereichen, in denen dies nicht gleich erkennbar ist, wie etwa in Büroräumen, wird die Klimakrise die Arbeit beeinflussen. Besonders gesundheitlich beeinträchtigte Personen und alte Menschen leiden besonders unter den schlechter werdenden Bedingungen. Hier müssen Arbeitgeber:innen in die Verantwortung genommen werden, um zum Beispiel klimatisierte Arbeitsräume zu schaffen und um einen angenehmen und sicheren Arbeitsalltag zu gewährleisten. Ein sozial gerechter Übergang am Arbeitsplatz bedeutet zum einen also, dass Betriebe, Arbeitsabläufe und Gesetzgebung an die neuen Umstände angepasst werden müssen. Dies kann nur nachhaltig gelingen, wenn die Beschäftigten und ihre Interessensvertreter:innen an den notwendigen Prozessen beteiligt sind.

Zum anderen bedeutet ein gerechter Übergang am Arbeitsplatz auch, dass wir aktiv auf die veränderte Situation am Arbeitsmarkt einwirken. Durch den grünen Übergang werden viele Arbeitsplätze, vor allem im Bereich der fossilen Energie oder in der Mobilität, verloren gehen. Zugleich zeigen Studien, dass diese Transformation, sofern sie richtig umgesetzt wird, am Ende aber sogar etwas mehr Arbeitsplätze schafft als sie kostet. Entscheidend ist, dass schon jetzt vorgesorgt wird. Wir müssen sicherstellen, dass durch eine aktive Arbeitsmarktpolitik qualitativ hochwertiger Arbeitsplätze geschützt und neue geschaffen werden. Dies beinhaltet, dass die öffentliche Hand und private Unternehmen massiv in Qualifizierungs- und Umschulungsprogramme investieren müssen. Wenn Unternehmen Förderungen und Hilfen in Form von Steuergeld für den grünen Übergang wollen, sollten sie im Gegenzug auch den Übergang für ihre Beschäftigten sicherstellen müssen. Dies reicht von Standort- und Arbeitsplatzgarantien bis zu Umschulungs- und Weiterbildungsangeboten. So kann garantiert werden, dass sowohl Unternehmen als auch Beschäftigte sozial gerecht den Übergang in eine klimaneutrale Zukunft schaffen.

Neben diesen Anpassungen in der Arbeit selbst bedeutet ein sozial gerechter Übergang aber auch, dass der grüne Übergang für alle leistbar ist und dass die entstehenden Gewinne gerecht verteilt werden. Die notwendigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Klimakrise kosten nämlich eine Menge Geld. Geld, das von denen kommen muss, die dem Klima am meisten Schaden: die Superreichen. Wenn Superreiche endlich verpflichtet werden, ihren gerechten Anteil beizutragen, können diese Mittel genutzt werden, um uns allen eine grünere und sozial gerechtere Zukunft zu ermöglichen. Zugleich werden durch die Investitionen in den Klimaschutz auch neue Gewinne entstehen. Hierbei gilt es sicherzustellen, dass diese auch sozial gerecht verteilt werden. Wir müssen verhindern, dass diejenigen die Profite aus dem grünen Wandel kassieren, die zuvor an der Zerstörung des Planeten bereichert haben. Um das zu verhindern, brauchen wir eine Gesetzgebung, die dafür sorgt, dass Gewinne gerecht verteilt und Hilfsgelder an die gegeben werden, die sie am dringendsten benötigen. So stellen wir sicher, dass beim grünen Übergang niemand zurückgelassen wird.

Die EU hat mit dem Just Transition Fonds und mit dem angekündigten Klima-Sozialfonds bereits erste Schritte gesetzt, um so einen sozial gerechten Übergang zu unterstützen. Auf nationaler Ebene wurde bereits mit der Umsetzung des Just Transition Fonds begonnen, auch wenn diese bis Weilen noch einige Lücken aufweist und beispielweise die Sozialpartner nicht in gebührender Rolle einbindet. Zudem hat die Bundesregierung zu Beginn diesen Jahres einen „Just Transition Aktionsplan Aus- und Weiterbildung“ vorgestellt, wobei auch hier noch einiges an Nachholbedarf besteht. Auch wenn diese Schritte ein positiver Beginn sind, brauchen wir jetzt einen größeren Fokus auf einen gerechten Übergang mit klareren, langfristigen regulatorischen Vorgaben, die Unternehmen stärker in die Pflicht nehmen und zugleich Arbeitgeber:innen den Platz am Tisch geben, den sie verdienen.

Solltest du dich fragen, warum sich younion _ die Daseinsgewerkschaft mit dem Thema Just Transition beschäftigt, schau gerne in unser Q&A vorbei. Die Antwort auf die Frage, welche Forderungen zum Klimaschutz wir als younion _ die Daseinsgewerkschaft haben, findest du hier.