Zum Hauptinhalt wechseln

FAQ

AMS, Geringfügigkeit und Sozialversicherungen

Wie viele Wochen Anmeldezeit brauche ich mindestens um Anspruch auf Arbeitslosengeld zu haben?

Um Dich zum allerersten mal arbeitslos zu melden, brauchst Du innerhalb von 2 Jahren 52 Wochen arbeitslosenversicherungspflichtige Anstellung. Wenn du unter 25 Jahre alt bist reichen 26 Wochen innerhalb eines Jahres.

Wenn du schon einmal Arbeitslosengeld bezogen hast, reichen 28 Wochen innerhalb eines Jahres um den Anspruch wieder zu erneuern.

Achtung, Geringfügige Anstellungen zählen hier nicht dazu! 

https://www.ams.at/arbeitsuchende/arbeitslos-was-tun/geld-vom-ams/arbeitslosengeld#welchebedingungenmssensieerfllen#wien

Was bedeutet Geringfügigkeit?

Geringfügigkeit liegt dann vor, wenn das Entgelt innerhalb eines Kalendermonats aus einem Dienstverhältnis unter der Geringfügigkeitsgrenze liegt. 

Stand 2021 liegt diese Grenze bei 475,86€. (excl. Sonderzahlungen)

Bei geringfügiger Beschäftigung zahlt der Dienstgeber nur die Unfallversicherung!

Kranken- und Pensionsversicherung muss man selbst nachzahlen, wenn man innerhalb eines Monats über die Geringfügigkeitsgrenze kommt. Das trifft besonders Zusatzkräfte und Filmschaffende bei Werbeproduktionen. 

Arbeitslosen-Versicherungszeiten erwirbt man KEINE, und man kann sie auch nicht nachträglich einzahlen, so wie die Kranken- oder Pensionsversicherungszeiten.

Für viele Filmschaffende ein grosses Problem. 

Was bedeutet Fallweise Beschäftigung?

Fallweise Beschäftigte sind Personen, die in unregelmäßiger Folge tage­weise beim selben Dienstgeber beschäftigt werden, wenn die Beschäftigung für eine kürzere Zeit als eine Woche vereinbart ist. Der befristete Dienstvertrag wird somit tageweise eingegangen, ohne dass bereits im Vorfeld darüber hinausgehende weitere Arbeitstage oder -zeiten konkret vereinbart werden.

Das Problem bei Fallweiser Beschäftigung ist, dass jeder Arbeitstag als eigenständiges Dienstverhältnis betrachtet wird. Solange man pro Tag weniger als die Geringfügigkeitsgrenze verdient, darf der Dienstgeber nur geringfügig anmelden. 

Sobald aber mehr als ein Tag gearbeitet wird, und das im voraus bekannt ist, kann man den Verdienst zusammenrechnen (Zb für mehrere Zusatztage in einem Monat im Voraus gebucht). 

Wichtig ist, dass der Dienstgeber nicht fallweise in Einzeltagen meldet, sondern in diesem Fall ein befristetes Dienstverhältnis / vollbeschäftigt anmeldet! Somit seid Ihr ordentlich durchversichert!

Leider gibt es da immer wieder Probleme, da eine vollbeschäftigung beim DG/AG mehr an Lohnnebenkosten bedeutet, da die Abgaben + Versicherungs-Beiträge prozentual zwischen AN und AG aufgeteilt sind.

Unser Tipp: Auf jeden Fall mit dem DG bei ersten Verhandlungen bereits besprechen und auf befristete Vollbeschäftigung bestehen!

Was bedeutet es für mich, wenn ich immer tageweise „geringfügig” angemeldet werde ?

Bitte lies dir zuerst die Erklärung zu fallweiser Beschäftigung und Geringfügigkeit weiter oben durch. Erst die Kombination aus beidem bereitet bei uns (seit der Änderung im Jahr 2017) Probleme.

Für dich bedeutet eine fallweise geringfügige Anmeldung folgendes:

Du bekommst dein Bruttogehalt (minus der Unfallversicherung) ausbezahlt.

Du musst selbst Pensions- und Krankenversicherung nachzahlen, solltest du im Monat über der Geringfügigkeitsgrenze verdienen.

Du erwirbst für diese Tage keine Arbeitslosen - und Pensionsversicherungszeiten.

KollegInnen berichten über zum Teil hohe Nachzahlungen! 

Kann ich neben dem AMS Bezug dazuverdienen?

Bis zur Höhe der Geringfügigkeitsgrenze darf man neben dem AMS Bezug dazuverdienen. Man muss trotzdem jede Beschäftigung beim AMS melden.

Stand 2021 liegt diese Grenze bei 475,86€. (excl. Sonderzahlungen)

Werde ich von der Gesundheitskasse zur Nachzahlung der Sozialversicherung aufgerufen? 

Ja, du bekommst eine Zahlungsaufforderung.

Wann bin ich “voll” beschäftigt?

Sobald die Geringfügigkeitsgrenze für das Arbeitsverhältnis innerhalb des Kalendermonats überschritten wird und die Anmeldung vom AG als befristet vollbeschäftigt durchgeführt wird.  

Sobald man länger als eine Woche arbeitet, ist man automatisch nicht mehr fallweise beschäftigt. Bei Dienstverhältnissen kürzer als eine Woche, aber länger als ein Tag, ist eine kurze Befristung möglich. 

Beispiel: Geringfügigkeitsgrenze 2021 = 475,86€

1 Drehtag am 5.3.: Entgelt: 300€ = unter der Geringfügigkeitsgrenze

2 Drehtage 8.3. und 9.3. Entgelt: 600€ = über der Geringfügigkeitsgrenze

2 Drehtage 31.3 und 1.4.: Entgelt: 600€ = unter der Geringfügigkeitsgrenze, da März und April getrennt betrachtet wird.

Was ist der Unterschied zwischen einem befristeten und unbefristeten Dienstverhältnis?

Ein befristetes Dienstverhältnis ist ein Vertragsverhältnis zwischen Dienstgeber und -nehmer auf bestimmte Zeit. Es bedarf keiner Kündigung, sondern endet von selbst durch Zeitablauf.

Im Gegensatz dazu hat ein unbefristetes Dienstverhältnis keinen Zeitablauf. Es kommen sowohl für den Dienstgeber als auch für den Dienstnehmer die Kündigungsfristen laut Gesetz oder Kollektivvertrag zum Tragen.

Die üblichen projektweisen Dienstverhältnisse in der Filmbranche sind befristet. Für Projekte, bei denen die Anstellung länger als 3 Monate dauert gibt es im KV nochmals extra Regelungen.

Mehr Info dazu findest Du in unserem Menüpunkt “ Arbeitsverträge” (Link setzen?)

Was bedeutet „weisungsgebunden“?

Es bedeutet, dass der AG vorschreibt, wann, wo und wie man seine Arbeiten zu verrichten hat. Also klassische Merkmale eines Angestellten/Arbeiter -Dienstverhältnisses.

Bei uns ist das die Dispo. Damit sagt uns unser Arbeitgeber, wann wir wo sein müssen, und was unser Arbeitsprogramm pro Tag ist, das wir zu erfüllen haben.

Beispiel: Ein Kamera- Assistent, der den Kamera Sprinter in der Garage übernimmt, ihn pünktlich zum von der Produktion festgelegten Arbeitsbeginn zum von der Produktion festgelegten Arbeitsort fährt, dort laut Tagesprogramm seine Arbeit verrichtet und den Sprinter am Abend nach Drehschluss fertig verladen wieder in der Garage abstellt. 

Personen, die weisungsgebunden arbeiten, müssen auf jeden Fall angemeldet tätig werden.

Beispiel: Nicht weisungsgebunden wären etwa SzenenbildnerInnen oder KostümbildnerInnen, die sich selbst disponieren, sich die Arbeit frei einteilen, wann sie wo sind, ob am Set, in der Werkstätte, im Fundus, im Office, etc. und die gegebenenfalls auch AssistentInnen entsenden können, d.h. nicht selbst anwesend sein müssen. 

Nicht weisungsgebunden zu sein ist ein klassisches Merkmale einer selbstständigen Tätigkeit. In diesem Fall hat man die Wahl die Beschäftigungsform zu wählen, ob man angestellt oder selbständig sein möchte. 

Die Firma, für die ich arbeite, möchte mich nicht anmelden. Darf sie das?

Falls die Charakteristika Deiner Arbeit klassische Merkmale eines Dienstverhältnisses wie im KV festgehalten widerspiegeln, MUSS der AG eine Anmeldung lt. KV Filmberufe vornehmen. Andernfalls kann es zu empfindlich hohen Nachzahlungen in den Sozialversicherungen für den Dienstgeber kommen.

Ich arbeite angemeldet und ich habe aber auch einen Gewerbeschein. Was bedeutet das für mich? (Vor- bzw. Nachteile)

Die Sozialversicherungsabgaben sind in diesem Fall teilweise doppelt zu bezahlen. Zuerst musst Du sie bezahlen, aber beim Jahresabschluss kann man einen Teil wieder zurückfordern. Die Beiträge die man in die Pensionsversicherungen doppelt einbezahlt hat bekommt man bei Pensionsantritt auch ausbezahlt. In der Krankenversicherung kann man zwischen den Versicherungen wählen, beide zu beanspruchen geht allerdings nicht.

Wenn Du ein aufrechtes Gewerbe hast, kannst Du außerdem kein Arbeitslosengeld bei längerer Stehzeit zwischen Projekten beziehen. Eine Möglichkeit wäre, das Gewerbe ruhend zu legen, dann bekommst Du Arbeitslosengeld, wenn die Bedingungen dafür erfüllt sind.

Ein Vorteil sind durchgehende Versicherungszeiten in Kranken- und Pensionsversicherung, wenn man zwischen den Projekten selbstständig gemeldet bleibt, falls man nicht genug Zeiten zum Bezug von Arbeistlosengeld erreicht hat.

Eine weitere Möglichkeit ist es, sich freiwillig selbst zu versichern. 

https://www.gesundheitskasse.at/cdscontent/?contentid=10007.837841&portal=oegkwportal  

Ich habe früher meist angemeldet bei TV- und Werbefilmproduktionen gearbeitet, konnte aber trotz vieler Jahre Berufserfahrung nicht Teil des sozialen Netzes (AMS berechtigt, durchgehend krankenversichert, Pensionsversichert, etc) werden. Daher bin ich nun aus steuerlichen Gründen als EPU tätig, möchte aber sozial abgesichert sein. Welche Möglichkeiten habe ich?

Du kannst z.B. Dein selbstständiges Einkommen in Anmeldungstage zu “verwandeln”. 

Es gibt mehrere Erwerbs-Genossenschaften,mit denen das möglich ist. 

Eine davon ist z.B SMART, eine Genossenschaft für Künsterlnnen, mit denen wir schon informative Gespräche geführt haben, um das Modell zu verstehen und um unsere Mitgliedern besser zu beraten. 

SMART operiert in 9 Ländern, und besitzt eine Leiharbeiter- Lizenz für Österreich (“das Arbeitskraft - Überlassungsrecht”) , d.h. Du wirst Mitglied in der Genossenschaft mit einem einmaligen Erwerbsbeitrag, dann kannst Du bei Filmproduktionen arbeiten, Smart meldet Dich an und stellt selbst eine Rechnung an die Filmproduktion. Auch wenn der Dreh einer Österreichischen Produktion  im Ausland stattfindet, wärest Du in Österreich versichert und angemeldet. 

Interessant für EPU´s und Scheinselbständige, die wieder in die soziale Absicherung kommen wollen. Dabei entstehen aber höhere Kosten, da man für den Dienstgeberanteil selbst aufkommen muss und auch Lohnverrechnungs-Kosten übernommen werden müssen. Die netten Mitarbeiter von Smart helfen aber auszurechnen, ob sich so ein Ansatz im Einzelfall lohnt und wieviel Anmeldezeit aus der Rechnungssumme generiert werden kann.

So hast Du eine Möglichkeit, fehlende Anmeldezeiten zu erwerben, um im Österreichischen Sozialnetz abgesichert zu sein. 

Mehr infos gibt es hier: 

https://www.smart-at.org/smartat/  und telefonisch unter +43 1 9974466002 

https://wien.arbeiterkammer.at/interessenvertretung/arbeitdigital/dialog/Erwerbsgenossenschaften.html

Ich war 3 Wochen am Stück bei einer Serie angemeldet tätig, nun habe ich erfahren, dass mich die Firma nur fallweise angemeldet hat. Darf sie das? 

Eine fallweise Meldung ist maximal bis zu einer Woche möglich! Darüber hinaus ist es illegal!

Sobald im vorhinein feststeht, dass du mehr als einen Tag arbeitest, ist es möglich von einer fallweisen Beschäftigung auf eine kurze Befristung zu wechseln, so dass das Einkommen zusammengezählt wird und man über die Geringfügigkeitsgrenze kommt. 

Wird mehr als eine Woche gearbeitet ist das sogar verpflichtend. 

In diesem Fall unbedingt bei uns und der Krankenkasse melden. Es gab schon empfindliche Nachzahlungen für Produktionen die so etwas versucht haben.

Good to know: Als Mitglied der Younion bist Du bei uns bereits nach 6 Beitrittsmonaten voll rechtsversichert. Im Streitfall stehen wir und die AK an Deiner Seite. 

Wie lange bin ich nach einer Anmeldung noch krankenversichert?

Für eine Nachversicherung - oder “Schutzfrist” - muss eine der folgenden Voraussetzungen erfüllt werden: 

man war in den vergangenen 12 Monaten für mindestens 26 Wochen angestellt

das gerade zu Ende gegangene Dienstverhältnis hat mindestens 6 Wochen lang gedauert

Ist eines davon erfüllt, beträgt die Nachversicherung 6 Wochen (42 Tage). Während der gesamten 6 Wochen können Sachleistungen (Arztbesuche, Untersuchungen, etc.) in Anspruch genommen werden, Barleistungen (Krankengeld) bekommt man nur 3 Wochen lang. (§122 ASVG) 

 

GAGEN UND ZUSCHLÄGE

Wie wird meine Pauschalgage §7 errechnet?

Im KV wird zwischen der Wochengage und der Wochenpauschalgage nach §7 unterschieden.
Die Wochengage umfasst 8h/Tag, 40h/Woche.
Die Wochenpauschalgage umfasst 12h/Tag, 60h/Woche.

Von den 60 Stunden sind 40 Normalarbeitszeit, 10 Überstunden und 10 Bereitschaftsstunden. Laut KV ist die Wochenpauschalgage das 1,385-fache der Wochengage. Dieser Faktor wurde verhandelt und hat nichts mit der tatsächlichen Anzahl der Überstunden zu tun.

Außerdem ist wichtig zu wissen, dass in der KV-Gagentabelle die Sonderzahlungen wie 13./ 14. Gehalt und Urlaubsersatzleistungen nicht enthalten sind. Das macht nochmal einen Faktor von 1,2881166 aus, den man auf die KV Gagen aufschlagen muss.

Die Berechnung erfolgt folgendermaßen:

Wochengage auf 40h,
Multipliziert mit Sonderzahlungen Faktor 1,2881,
Multipliziert mit Überstundenpauschale Faktor 1,385,
ergibt: Brutto Wochenpauschalgage

Wie kann ich mein Überstunden bzw. Stundengehalt berechnen?

Die Überstundenzuschläge berechnen sich von der Grund-Stundengage. Das heißt, es ist wichtig seine Grund- Stundengage zu kennen, ohne Sonderzahlungen, Überstundenpauschalen etc.

Dazu rechnet man sich seine Wochengage wie oben beschrieben aus und dividiert die Wochengage durch 40 um seine Stundengage zu erhalten.

Wochenpauschalgage durch 1,2881166 (Sonderzahlungen) und dann durch 1,385 (Überstundenpauschale) ergibt die Wochengage für 40h. Diese Gage durch 40 gerechnet ergibt den Grundstundenlohn.

Rechenbeispiel:

Wochenpauschalgage=1500€

Wochengage 40h: 1500 / 1,288116 / 1,385 = 840,79€

Stundengage: 840,79/40 = 21,02€

Wie kann ich mein Grund- Tagesgehalt berechnen?

Das Grund- Tagesgehalt ist die Grundlage für tageweise berechnete Zuschläge, wie etwa der Sonntags oder Feiertagszuschlag.

um das Grund-Tagesgehalt zu berechnen musst du die Grund Stundengage (siehe oben) mit 8 multiplizieren.

Wieviel Prozent Zuschlag gibt es für meine Überstunden? 

Hier ist wichtig zu unterscheiden, in welcher Art von Dienstverhältnis man steht. Das ist im Arbeitsvertrag geregelt.

Arbeitet man eine 60h Woche nach KV §7 sind alle Überstunden (bis 60h) pauschal durch die Überstundenpauschale (siehe oben) abgegolten. Das ist der normale Fall bei projektweisen Dienstverhältnissen.

Arbeitet man nicht nach §7, weil man etwa ein unbefristetes Dienstverhältnis hat, oder weniger als eine Woche angestellt ist, werden die Überstunden stundenweise berechnet. Die Normalarbeitszeit sind 8 Stunden pro Tag. Für die folgenden 2 Stunden gibt es 50% Zuschlag. Wird danach weitergearbeitet gibt es 100% Zuschlag. Die Zuschläge beziehen sich auf die Grund-Stundengage.

Was sind Sonderzahlungen und wie werden sie berechnet?

Unter Sonderzahlungen werden der Urlaubszuschuss und die Weihnachtsremuneration zusammengefasst. Urlaubszuschuss und Weihnachtsremuneration werden umgangssprachlich das 13./14. Gehalt genannt. 

Wie man die einzelnen Posten berechnet erfährst du weiter unten. Mit dem Faktor 1,288116 kannst du alle Sonderzahlungen gemeinsam berechnen.

Was ist Urlaubszuschuss und Weihnachtsremuneration und wie werden sie berechnet?

Urlaubszuschuss und Weihnachtsremuneration werden umgangssprachlich das 13./14. Gehalt genannt. Berechnungsgrundlage ist ein Sechstel der Grundgage. Falls Überstunden fixer Bestandteil des Vertrages sind, wie zb. bei §7, sind diese in die Berechnung miteinzubeziehen.

Rechenbeispiel:

Zuerst Wochengrundgage für 40h berechnen, siehe oben.

Dann Überstundenpauschale vom Faktor 1,385 dazurechnen.

Wochenpauschalgage §7: 1500€ (inkl. SZ, UEL, und Überstundenpauschale)

Wochengrundgage: 840,79€

Wochengrundgage inkl. Überstundenpauschale : 1164,49€

1164,49€ / 6 = Sonderzahlungen: 194,08€

Was ist die Urlaubsersatzleistung (UEL) und wie wird sie berechnet?

Wird Urlaub nicht konsumiert, muss am Ende des Dienstverhältnisses eine Urlaubsersatzleistung ausbezahlt werden. Diese beträgt 10,41% der Grundgage, inkl. etwaiger Überstundenpauschale, inkl. Sonderzahlungen.

Rechenbeispiel:

Wochenpauschalgage §7: 1500€ (inkl. SZ, UEL, und Überstundenpauschale)

Wochengrundgage inkl. Überstunden: 1164,49€

Urlaubszuschuss und Weihnachtsremuneration: 194,08€

Berechnungsgrundlage: 1358,57€

10,41% von 1358,57 = Urlaubsersatzleistung: 141,43€

Wie wird der Stundensatz für den Nachtzuschlag, oder Überstunden berechnet?

Wie für alle anderen Zuschläge die vom Stundenlohn gerechnet werden, muss zuerst der Grundstundenlohn aus der Wochenpauschalgage herausgerechnet werden. Wie das geht steht oben.

Ab wann gelten Nachtzuschläge?

Nachtarbeit ist Arbeit zwischen 22:00 und 6:00 in der Früh. Die Zuschläge sind allerdings gestaffelt zu berechnen.

In den ersten 8 Arbeitsstunden (Normalarbeitszeit) gibt es einen Zuschlag von 50% basierend auf der Grund- Stundengage.

Für alle Stunden danach gebühren 100% Zuschlag zur Grund- Stundengage. Dieser Zuschlag gebührt zusätzlich zu etwaigen anderen Zuschlägen, wie Überstundenzuschlag oder Feiertagszuschlag.

Ausnahmen gibt es für Nachtarbeit am Samstag- Sonntag- oder Feiertagen. Da fallen auch innerhalb der Normalarbeitszeit 100% Zuschlag an.

Wie wird Arbeit am Samstag- Sonn- oder Feiertag berechnet?

Hier gibt es zwei verschiedene Szenarien.

Feiertage werden immer gleich behandelt. An Samstagen oder Sonntagen, kommt es allerdings darauf an, wie die wöchentliche Normalarbeitszeit liegt. Wurde die Normalarbeitszeit verschoben, also wird nicht von Mo-Fr gearbeitet sondern zb. Von Mi-So gilt eine andere Regelung für Samstag und Sonntagsarbeit, als wenn die wöchentliche Normalarbeitszeit nicht verschoben wurde.

Samstage oder Sonntage bei Verschiebung der wöchentlichen Normalarbeitszeit:

Wird an einem Samstag oder Sonntag gearbeitet, gibt es einen Zuschlag von 25% zur Grund-Tagesgage. Das ist der häufigste Fall von Wochenendarbeit bei projektweiser Anstellung.

Feiertage und Sonntage ohne Verschiebung der wöchentlichen Normalarbeitszeit:

Für Sonn- und Feiertagsarbeit wird ein 100%-iger Zuschlag zur Grund-Tagesgage bezahlt. Zusätzlich gebührt ein bezahlter Ersatzruhetag. 

Samstage ohne Verschiebung der wöchentlichen Normalarbeitszeit:

Ab der 5. Stunde bzw. ab 15:00 gibt es einen Zuschlag von 100% zum Grund-Stundengehalt.

Gibt es für einen Werbedreh, der an einem Wochenende stattfindet, auch Zuschläge?

Das kommt darauf an, wie lange der Dreh dauert.

KV §10.4
Auf diese Zuschläge (Anm.: Samstags- und/oder Sonn- und Feiertagszuschläge) besteht kein Anspruch, wenn unmittelbar vor und nach der Samstags- und/oder Sonn- und Feiertagsarbeit mindestens 3 Tage kein aufrechtes Arbeitsverhältnis mit demselben Arbeitgeber bestand.

D.h. wenn die Werbung kürzer als 4 Tage gedauert hat, gibt es keinen Anspruch, da davon ausgegangen wird, dass es unter der Woche genug Erholungsmöglichkeiten gab.

Warum steht in meinem Arbeitsvertrag der Bruttolohn für die 40 Stundenwoche anstelle meiner tatsächlichen Wochengage?

Im Arbeitsvertrag muss auch die Mindestgage laut KV angeführt um zu zeigen, dass die Gage höher als die Mindestgage liegt. Der angeführte Wochengrundlohn für 40 Stunden ist außerdem die Basis für alle Zuschlagsberechnungen.

Wann muss die Gage überwiesen werden?

KV §8.5:
Die Tages-, Wochen-, Wochenpauschal- oder Monatsgagen sind spätestens am 15. des dem Leistungszeitraum folgenden Monats auszuzahlen.

Warum sind die KV Gagentabellen ohne Sonderzahlungen angegeben?

Eigentlich ist es unüblich, Gehälter inkl. aller Zuschläge auszuweisen. Wie du an den Berechnungsbeispielen weiter oben siehst, ist es mühsam zuerst alle Zuschläge und Sonderzahlungen aus der Pauschalgage herauszurechnen.

In anderen Branchen ist es nicht üblich die Bruttogage inkl. aller Zuschläge anzugeben. Um unsere Tabelle mit anderen Sparten vergleichbar, und Rechenbeispiele leichter zu machen, wird die Gage in der KV Tabelle ohne SZ und Urlaubsersatzleistungen angegeben.

Arbeits- Ruhe- und Bereitschaftszeiten, Überstunden

Wie lange darf man in Österreich maximal arbeiten?

Die Arbeitszeit darf am Tag 12h und in der Woche 60h nicht überschreiten! Wird darüber hinaus gearbeitet, ist das schwer illegal!

Wenn Ihr Probleme mit gröberen Arbeitszeit-Überschreitungen habt, wendet Euch bitte an uns.

Ab wann entstehen Überstunden?

Alle Stunden, die über die Normalarbeitszeit (8h/Tag oder 40h/Woche) hinausgehen, sind Überstunden. Durch den §7 im KV sind aber 10 Überstunden und 10 Bereitschaftsstunden pauschal abgegolten. In der Praxis werden daher meist nur Stunden jenseits der 12. Stunde als Überstunden betrachtet. Dieses Vorgehen ist Illegal.

Muss ich Überstunden machen?

Gibt es wichtige persönliche Gründe (etwa Kinderbetreuung, Pflege, Arzttermin, finanzieller Schaden wegen Konzerttickets die verfallen würden,...) die schwerer wiegen als die Interessen der Firma, können Überstunden jederzeit abgelehnt werden.

Überstunden nach der 10. Stunde pro Tag oder der 50. Stunde in der Woche darfst du aber auch ohne Angaben von Gründen ablehnen.

Durch das Ablehnen solcher Überstunden darfst Du nicht be­nach­teiligt werden! 

Solltest Du wegen der Ablehnung derartiger Überstunden gekündigt werden, kannst Du die Kündigung binnen 2 Wochen bei Gericht anfechten. 

In so einem Fall unbedingt bei uns melden!

Mein Arbeitgeber möchte an einem Feiertag drehen und diesen mit einem anderen freien Tag ersetzen. Darf er das?

Wird an einem Feiertag gearbeitet gebührt zusätzlich zum Zuschlag ein bezahlter Ersatzruhetag.

Die Filmproduktion, für die ich arbeite, rechnet alle meine gearbeiteten Stunden pro Woche anhand der Stundenlisten zusammen und zahlt mir erst Überstunden aus, wenn die Wochenarbeitszeit über 60 liegt. Ist das zulässig?

Auf gar keinen Fall! Das ist aus mehreren Gründen schwer verwerflich.

Erstens darf nicht mehr als 60h die Woche gearbeitet werden. Würde die Produktion Überstunden jenseits der 60. Stunde anordnen und auszahlen macht sie sich strafbar.

Und zweitens ist der Lohn in der Wochenpauschalgage unabhängig von den tatsächlich geleisteten Stunden. Kurze Tage dürfen nicht mit “langen” Tagen gegengerechnet werden! Durch die Überstundenpauschalabgeltung werden zwar Überstunden bis zur 60. Stunde nicht mehr gesondert verrechnet, wird allerdings weniger gedreht verringert sich der Betrag nicht.

Ich arbeite nach §7. Wir hatten unerwartet einen Tag drehfrei, weil ein/e Darsteller/in ausfiel/ das Wetter schlecht war/ etc. . Die Produktion will diesen Tag nicht bezahlen. Ist das zulässig?

Wenn du nach KV§7 angestellt bist, hast du einen befristeten Arbeitsvertrag, du bist kein Tagelöhner den man einen Tag benötigt und dann doch wieder nicht. Du stehst im Zeitraum des Vertrags der Produktion zur Verfügung. Wenn sie deine Arbeitskraft nicht nutzen - egal aus welchem Grund - ist das kein Grund an diesem Tag nicht zu zahlen. Außerdem gibt es für solche Fälle Versicherungen die die Kosten für den ausgefallenen Drehtag ersetzen.

Zählen Arbeiten, die ich nach Ende eines Drehtages zu Hause/im Hotel für den nächsten Tag erledigen muss (Kostüme waschen, Akkus laden, Equipment um-/laden, Schreiben der Tagesberichte, Material überspielen, Emails beantworten,.....), auch zu meiner täglichen Arbeitszeit?

Natürlich! Du machst diese Arbeit ja im Rahmen deines Dienstverhältnisses. 

Wer muss die Arbeitszeit aufzeichnen?

Der Dienstgeber ist verpflichtet eine genaue Arbeitszeitaufzeichnung zu führen. Dazu gehören

Beginn- und Endzeiten

Pausenzeiten

Ruhezeiten (täglich und Wochenendruhe)

Der Dienstgeber kann aber den Dienstnehmer mit der Aufzeichnung der Arbeitszeiten betreuen, so ist das bei uns meistens der Fall. Trotzdem bleibt der Dienstgeber weiterhin natürlich für die Einhaltung aller arbeitsrechtlichen Auflagen verantwortlich!

Soll ich meine Arbeitszeit auch selbst dokumentieren?

Unbedingt! Sollte es zu Streitigkeiten um Arbeitszeiten kommen ist das ein wichtiges Hilfsmittel! 

Kann ich die Arbeitszeitaufzeichnungen einsehen?

Ja! Einmal pro Monat hat jeder Dienstnehmer Anspruch auf Einsicht in die Arbeitszeitaufzeichnung des Dienstgebers.

AZG §26.(8) Arbeitnehmerinnen/Arbeitnehmer haben einmal monatlich Anspruch auf kostenfreie Übermittlung ihrer Arbeitszeitaufzeichnungen, wenn sie nachweislich verlangt werden.

Die tägliche Ruhezeit beträgt 11 Stunden und es ist schwer illegal diese Stunden zu unterschreiten. Sollte der Dienstgeber einmal übersehen, dass einzelne Dienstnehmer zu wenig Ruhezeit bekommen, ist das sofort beim Dienstgeber zu melden. Bei der Vielzahl an unterschiedlichen Start und Endzeiten in unserer Branche kann es schonmal vorkommen, dass hier jemand übersehen wird. Durch eine Verschiebung der Beginnzeit am Folgetag kann eine Unterschreitung der Ruhezeiten verhindert werden.

Wie lange ist die Wochenendruhezeit?

Einmal pro Woche muss es eine ununterbrochene Ruhezeit von 36 Stunden geben. In diese Ruhezeit darf aber passive Reisezeit fallen, falls man Schlafmöglichkeit (zb. Schlafwagen in der Bahn) hat.

Wie lange ist Ruhezeit an Feiertagen einzuhalten?

Der Arbeitnehmer hat an Feiertagen einen Anspruch auf eine un­unter­brochene Ruhezeit von mindestens 24 Stunden, die zwischen 0 Uhr und 6 Uhr des Feiertags beginnen muss.

Kann man in einen Feiertag / Samstag / Sonntag hineinarbeiten?

Bis 6 Uhr in der Früh ist das zuschlagsfrei möglich. Wird zb. Bis 4 Uhr Früh gedreht und ab Mitternacht ist eigentlich ein Feiertag, zählen diese 4 Stunden noch nicht zum Feiertag sondern noch zum Tag davor.

Was bedeutet die Arbeitsbereitschaft im KV?

Das Thema Arbeitsbereitschaft ist recht komplex. Die ständige Höchstarbeitszeit beträgt in Österreich maximal 48h pro Woche. Es gibt ein paar Modelle in denen bis zu 60 Stunden pro Woche gearbeitet werden kann, allerdings sind diese Modelle mit flexiblen Arbeitszeiten nur für längere Anstellungsverhältnisse mit Durchrechnungszeiträumen gedacht. Innerhalb der Durchrechnungszeiträume muss wieder ein Schnitt von maximal 48 Stunden pro Woche erreicht werden.

Die einzige Möglichkeit wie konstant mehr als 48h gearbeitet werden kann, wird durch das Vorliegen von Arbeitsbereitschaft erlaubt.

Die Arbeitsbereitschaftsklausel im KV §7 bezieht sich auf einen Passus des allgemeinen Arbeitszeitgesetzes. 

AZG § 5. (1) Die wöchentliche Normalarbeitszeit kann bis auf 60 Stunden, die tägliche Normalarbeitszeit bis auf zwölf Stunden ausgedehnt werden, wenn der Kollektivvertrag oder die Betriebsvereinbarung dies zulässt und darüber hinaus in die Arbeitszeit des Arbeitnehmers regelmäßig und in erheblichem Umfang Arbeitsbereitschaft fällt.

Wie du siehst sind hier zum Schutz der Dienstnehmer zwei Voraussetzungen formuliert. Die erste :”wenn der Kollektivvertrag dies zulässt”, ist bei uns im KV §7.2 gegeben. Allerdings muss auch tatsächlich ein großer Teil der Arbeitszeit aus Arbeitsbereitschaft bestehen.

Aber was ist denn nun Arbeitsbereitschaft?

Im AZG ist Arbeitsbereitschaft nicht näher definiert, aber durch die Rechtsprechung (OGH) wird folgende Definition als gültig angesehen:

Die Arbeitsbereitschaft ist eine besondere Form der Arbeitszeit, während der sich der Arbeitnehmer an einem vom Arbeitgeber bestimmten Ort zur jederzeitigen Aufnahme der Arbeitsleistung im Bedarfsfall aufzuhalten hat.

Also geht es hier um Zeiten in denen nicht gearbeitet wird, man sich aber nicht selbstbestimmt frei bewegen kann. Ein wichtiger Aspekt der sich indirekt ergibt, ist ein gewisses Maß an Entspannung, das in den Zeiten der Arbeitsbereitschaft gegeben sein muss, denn sonst könnte man die Normalarbeitszeit nicht erweitern. 

Ob in der Filmbranche tatsächlich regelmäßig und in erheblichem Umfang Arbeitsbereitschaft vorliegt ist Gegenstand von langen Diskussionen. 

Wenn du der Meinung bist, dass dem nicht so ist, zeichne deine Arbeitszeiten, inkl. möglicher Arbeitsbereitschaftszeiten, auf und lasse sie uns zukommen. Das erlaubt uns bei Verhandlungen zu bewiesen, wieviel Arbeitsbereitschaft tatsächlich vorliegt.

KOLLEKTIVVERTRAG

Wie kommt unser Kollektivvertrag zustande?

Der Kollektivvertrag wird zwischen den Sozialpartnern der Arbeitgebervertreter und Arbeitnehmervertreter abgeschlossen. Auf Seiten der Arbeitgeber ist die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) über den Fachverband der Film und Musikwirtschaft (Fama) beteiligt, auf Seiten der Arbeitnehmer die Gewerkschaft Younion des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB). Ganz genau ist es die Sektion Film, Foto, audiovisuelle Kommunikation der Hauptgruppe 8 (Kunst, Medien, Sport, freie Berufe) innerhalb der Younion. 

Über das Jahr treffen sich Vertreter der Sozialpartner in Arbeitsgruppen und besprechen verschiedene Themen rund um den KV. Dann kommt es zu mehreren Verhandlungsrunden, in denen Änderungen am KV beiderseitig beschlossen werden.

Für wen gilt der Kollektivvertrag?

Der Kollektivvertrag gilt für alle Filmschaffenden in Österreich die angestellt für eine Produktionsfirma arbeiten, welche Mitglied beim Fachverband der Film- und Musikwirtschaft ist, wenn ihr Aufgabenbereich dem KV Filmschaffende erfüllt..

Das ist im ersten Paragraphen des KV’s gut nachzulesen.

Der Kollektivvertrag gilt:

a) räumlich: Für alle zwischen Filmproduktionsunternehmen und deren Arbeitnehmern in Filmberufen abgeschlossenen Arbeitsverträge für das Gebiet der Republik Österreich.

b) fachlich: Für alle Mitgliedsunternehmen des Fachverbandes der Film- und Musikwirtschaft, die Arbeits- verträge in Filmberufen abschließen.

c) persönlich:

Für alle im Mindestgagentarif genannten Filmberufe, die mit der Herstellung von Filmen und Laufbildern (das sind insbesondere Kino- und Fernsehspiel- und Dokumentarfilme, Animations-, Werbe- und Imagefilme, Reportagebeiträge, sonstige Filme, unabhängig vom Trägermaterial und elektronische Berichterstattung/ Teamvermietung) in einem Arbeitsverhältnis beschäftigt werden.

Gilt der KV auch, wenn ich im Ausland arbeite?

Wenn du bei einer österreichischen Firma angestellt bist, ja! Es gibt auch ein paar Regelungen im KV die Auslanddrehs genauer regeln, etwa in hinsicht auf Tagesdiäten, Feiertage etc.

Ist der KV verbindlich oder freiwillig?

Durch die österreichische Tradition der Sozialpartnerschaft haben wir hier den glücklichen Ausnahmefall, dass der KV verbindlich ist. In vielen Ländern gibt es Tarifverträge, die nur für jene Unternehmen gültig sind, die den Tarifvertrag unterzeichnet haben.

Gilt unser KV auch für Filmschaffende, die Rechnungsleger sind?

Nein. Als Rechnungsleger unterliegt man nicht dem Kollektivvertrag, da man selbst Unternehmer/in ist. Mittlerweile gibt es aber viele Selbstständige die nicht als klassische Unternehmer agieren.

Dafür gibt es einen Katalog mit Honorarempfehlungen die sich am Kollektivvertrag orientieren. Auch an den sonstigen Bestimmungen des KV’s wie Arbeitszeiten, Überstundenzuschlägen etc. kann man sich natürlich orientieren. Verpflichtend und rechtlich bindend wie das bei einem Anstellungsverhältnis der Fall ist, ist das aber natürlich nicht.

Gilt unser KV auch für Werbefilmproduktionen / Dokumentarfilme? 

Ja, der KV gilt für alle Arten von Filmproduktionen! Deshalb wirkt er manchmal auch etwa sperrig, weil viele verschiedenen Produktionsarten abgebildet werden müssen.

Wie kann die Einhaltung des Kollektivvertrages kontrolliert werden?

Es gibt keine Organisation die für die Einhaltung der Kollektivverträge zuständig ist. Aber es gibt verschiedene Wege wie wir alle gemeinsam - auch mit den Produktionsfirmen - dafür sorgen können, dass der KV eingehalten wird.

Dabei ist es zuerst wichtig, den KV zu kennen. Jeder Filmschaffende sollte über den gesetzlichen Rahmen, in dem sich unsere Branche bewegt, kennen. Wir wissen, dass viele in der Filmbranche leider nur oberflächliche Kenntnis des KV’s bis keine haben. Teilweise weil er auf den ersten Blick sehr komplex erscheint. Teilweise, weil es bisher von seiten der Gewerkschaft zu wenig kommuniziert wurde. Du kannst Dich jederzeit mit Fragen an uns wenden, und wir veranstalten immer wieder Schulungen zum Inhalt des KV’s. Oft helfen KollegInnen, die schon länger in der Branche sind, uns zum Teil auch Gewerkschaftsmitglieder sind, auch weiter.

Gewerkschaftsmitglieder sind besser informiert, und haben bei Verhandlungen mit uns einen starken Partner im Rücken!

Kommt es aber doch zu Verstößen, kann man natürlich zuallererst einmal die Produktion darauf aufmerksam machen. Oft können so schon die größten Probleme gelöst werden. Bist Du dir nicht sicher, ob überhaupt ein Verstoß vorliegt, kannst Du Dich jederzeit an uns wenden, wir helfen unkompliziert weiter.

Falls es bei Eurer Produktion eine/n Teamsprecher*in gibt, wende Dich an diese Vertrauensperson.Sie handelt anonym in Deinem Anliegen. 

Willst Du Teamsprecher*in werden, dann melde Dich bei uns!

Sollte die Produktionsfirma allerdings der Meinung sein, dass sie richtig handeln, wir das aber anders sehen, können wir versuchen eine Lösung mittels eines Gesprächs mit der Produktion zu finden. Bis hierher kann meist alles anonym stattfinden.

Als letzte Instanz gibt es natürlich auch noch die Möglichkeit einer gerichtlichen Klage, falls man sich bei unlösbaren Differenzen, wie zB. Offenen Gehaltszahlungen, Umgehung von Dienstverhältnissen, Kettenarbeitsverträgen und sonstigen Ansprüchen, nicht mit dem AG einigen kann. Diese erfolgt allerdings nicht mehr anonym, sondern im eigenen Namen. Die Gewerkschaft und auch die Arbeiterkammer sind in diesem Fall die richtigen Ansprechpartner mit viel Erfahrung und unterstützt Dich in allen rechtlichen Belangen. 

TIPP: Als Mitglied bist Du nach 6 Monaten Mitgliedschaft voll Rechtschutzversichert!

Arbeitsvertrag

Wie und wo kann ich meinen Vertrag prüfen lassen?

Am besten ein geschwärztes Exemplar (Name, Funktion, evtl. Gehalt unkenntlich machen) an film@younion.at schicken. Wir können dann auf Stellen hinweisen, die nicht ganz konform mit dem KV sind. Bei groben Verstößen können wir auch direkt mit der Produktionsfirma Kontakt aufnehmen.

In meinem Arbeitsvertrag stehen Punkte, die nicht konform mit unserem KV sind. Was mache ich?

Der Kollektivvertrag garantiert einen Mindeststandard der nicht unterschritten werden darf. Gibt es Klauseln im Vertrag, die dem KV widersprechen, sind diese rechtlich nicht haltbar. Der Kollektivvertrag steht rechtlich gesehen an höherer Stelle als ein Dienstvertrag.

Wir wissen aber, das es immer wieder Verträge gibt, die Klauseln enthalten die nicht im Sinne des KV’s sind. Wenn man den KV gut genug kennt, kann man selbst Einspruch erheben und auf ungültige Formulierungen hinweisen, bzw. diese streichen oder ändern.

Im Zweifel kannst Du uns den Vertrag (auch gerne anonymisiert) zukommen lassen, wir prüfen dann die betreffenden Stellen.

Auch Teamsprecher*innen können Dir als erste Anlaufstelle beratend weiterhelfen.

In meinem Arbeitsvertrag steht, dass durch eine Bezahlung über der Mindestgage alle weiteren Zuschläge abgegolten sind. Ist das zulässig?

Die Mindestgagen legen die absolut unterste Grenze für eine Entlohnung fest. Berufserfahrung, Zusatzausbildungen, größere Verantwortung etc. sollten sich in einer höheren Gage widerspiegeln.

Eine höhere Gage dient aber nicht der pauschalen Abgeltung von Überstunden, Nacht-, Feiertags- und sonstigen Zuschlägen.

Außerdem sind durch den §7 bereits die absoluten Grenzen der Arbeitszeiten erreicht, sodass eine weitere pauschale Überstundenabgeltung obsolet ist.

In meinem Vertrag ist eine Probezeit vereinbart, was hat das für Konsequenzen?

Die Probezeit dient dazu festzustellen ob Dienstgeber und Dienstnehmer zueinanderpassen. Innerhalb der Probezeit können BEIDE Seiten jederzeit ohne Angabe von Gründen das Dienstverhältnis beenden. Eine Probezeit kann für maximal ein Monat vereinbart werden.

Bei befristeten Arbeitsverträgen in unserer Branche sind Probezeiten allerdings fragwürdig und haben in der Vergangenheit auch schon öfters zu Problemen geführt. Oft werden sie dazu missbraucht, Angestellte problemlos und schnell kündigen zu können. 

Wir empfehlen auf jeden Fall nachzufragen, weshalb der Dienstgeber das Gefühl hat eine Probezeit vereinbaren zu müssen. Meist hat man schon öfter für den selben Dienstgeber gearbeitet, so dass gar keine offensichtliche Notwendigkeit für ein gegenseitiges Kennenlernen besteht. Auch steht die Länge der Probezeit oft in keinem Verhältnis zur eigentlichen Vertragslaufzeit. Wenn insgesamt 21 Drehtage gearbeitet wird ist nicht nachzuvollziehen, dass die Probezeit ein Monat lang sein muss.

Kommt es zu einer Kündigung während der Probezeit stehen dir auf jeden Fall alle bisher geleisteten Tage inkl. Urlaubsersatzleistungen, etc. zu!

Habe ich Anspruch auf Titelnennung im Vor- oder Abspann?

Das kommt auf die ausgeübte Funktion an.

KV §18.3 Nennungsrecht: Soweit ein Vor- und Nachspann hergestellt werden, haben einen Anspruch auf Nennung des Namens jedenfalls Regie, Kameraleute, Szenenbildner, Tonmeister, Editoren, Masken- und Kostümbildner. Ist bei einer bestimmten Verwertung eine entsprechende Nennung nicht üblich, kann hiervon abgewichen werden. Der Arbeitgeber haftet nicht für Unterlassungen der Nennung durch Dritte (zB. Auftraggeber wie Sendeanstalten, Streaming Dienste usw.

Außerhalb dieser Departments müsste man sich eine Nennung im Vertrag regeln.

PAUSEN UND VERPFLEGUNG

Wann muss die Mittagspause gehalten werden?

Die Mittagspause muss spätestens 6 Stunden nach Arbeitsbeginn abgehalten werden. Diese Pause muss mindestens eine halbe Stunde dauern.

Der KV-Text dazu lautet:

KV§5.4.) Pausen: Beträgt die Gesamtdauer der Tagesarbeitszeit mehr als 6 Stunden, so ist die Arbeitszeit durch eine unbezahlte Pause von mindestens einer halben Stunde zu unterbrechen, die in die tägliche Normalarbeitszeit nicht einzurechnen ist. Ist die Pause am Drehort, stellt der Arbeitgeber sicher, dass Mahlzeiten bereitgestellt sind bzw. zumutbar beschafft werden können. Wird nach Abschluss der täglichen Normalarbeitszeit länger als 1 Stunde weitergearbeitet, ist eine weitere halbstündige Pause zu gewähren, die in die Arbeitszeit einzurechnen ist.

In der Praxis wird oft keine zweite bezahlte Pause nach der 9. Stunde gehalten. Deshalb wird dann die erste Pause (“Mittagspause”) entgegen oben stehendem Text bezahlt.

Darf die Mittagspause verschoben werden?

Die Mittagspause muss spätestens nach 6 Arbeitsstunden stattfinden. Sie kann auch früher stattfinden. Später nicht!

Muss es eine 2. Pause mit einer warmen Mahlzeit geben?

Nein. Es muss eine 2. Pause geben, wenn länger als 9h gearbeitet wird. Die warme Mahlzeit ist nur relevant, wenn der Dienstgeber keine vollen Tagesdiäten bezahlen will.

Darf der Arbeitgeber die Mittagspause von meiner Arbeitszeit abziehen?

Ja, laut KV§5.4 ist die Mittagspause nicht Teil der Arbeitszeit, und deshalb nicht zu bezahlen. Allerdings muss es eine 2. BEZAHLTE Pause geben, wenn länger als 9 Stunden gearbeitet wird.

Da es diese 2. Pause in der Praxis oft nicht gibt, wird die erste Pause als Arbeitszeit gezählt.

Wie lange muss die Pause sein?

Die Pause muss mindestens eine halbe Stunde lang sein.

Ab wann gilt die Pause? Stimmt es, dass die halbe Stunde Pause erst ab dem Zeitpunkt gilt, zu dem das letzte Teammitglied sein Essen hat?

Die Pause gilt ab dem Zeitpunkt, an dem du nichtmehr deiner vertraglichen Tätigkeit nachgehst, also frei über deine Zeit verfügen kannst. Ob du dabei ein Essen bekommst oder nicht, hat damit leider nichts zu tun.

Die Produktion wird aber auch nichts davon haben ein Catering zur Verfügung zu stellen, und es dann so auszugeben, dass es nicht konsumiert werden kann.

Oft gibt es ein 2nd Meal, aber keine richtige Pause, wer Zeit hat, der isst schnell etwas. Darf das von der Produktion als 2. Pause gerechnet werden?

Nein, in einer Pause hast du absolut keine Arbeitsverpflichtungen. Du kannst dich vom Arbeitsplatz entfernen, telefonieren, schlafen, was immer dir einfällt. Essen zu bekommen, aber dabei weiterzuarbeiten gilt nicht als Pause. Auch gilt es nicht als 2. Pause, wenn sie kürzer als 30 Minuten ist.

Was bedeutet „zumutbare Verpflegung in Form eines Caterings“ im KV bei der Diätenregelung?

KV§17.e)  Soweit bei Inlandsdienstreisen vom Arbeitgeber eine zumutbare Verpflegung angeboten wird, entfällt das Taggeld. Als solche ist bei einem Ganztagsarbeitsverhältnis eine aus zwei Mahlzeiten bestehende Verpflegung anzusehen, wobei eine davon im Regelfall eine warme Mahlzeit sein sollte. Gesundheitsbedingte Ernährungsgewohnheiten oder sonstige nachvollziehbare Ernährungswünsche (z.B. fleischlose Angebote) sind nach Möglichkeit zu berücksichtigen.

Achtung, das Frühstück zählt hier nicht dazu, da das Frühstück nicht Teil des Taggeldes ist, sondern zum Nächtigungsgeld zu zählen ist.

GEWERKSCHAFT, ZUR SEKTION UND ZUM/ZUR TEAMSPRECHERIN

Wie ist der ÖGB, die Younion und die Sektion Film strukturiert?

Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) ist, wie der Name schon sagt, eine Verbund aus sieben Gewerkschaften. Eine davon ist Younion - die Daseinsgewerkschaft. Den größten Teil der Younion-Mitglieder machen die Hauptgruppen für Bedienstete der Stadt Wien aus, etwa Wiener Linien, Wiener Netze und Mitarbeiter der Magistratsabteilungen.

Aber die Younion ist auch Heimat der Hauptgruppe 8 für Kunst, Medien, Sport und Freie Berufe. Innerhalb dieser Hauptgruppen gibt es dann noch verschiedene Sektionen. Die Sektion Film, Foto und audiovisuelle Kommunikation ist eine davon. Weniger sperrig sind wir als YounionFilm bekannt.

Wie kann ich Gewerkschaftsmitglied werden?

Ganz einfach hier (link) anmelden.

Welche Vorteile habe ich als Gewerkschaftsmitglied?

Ihr seid nicht mehr allein an der Front! Wir stärken Euren Rücken und Ihr seid besser informiert. 

Voller Rechtschutz nach 6 Monaten Mitgliedschaft im Streitfall.

Persönliche Vertragsberatungen sowie Beratungen bezüglich KV und Arbeitsrecht

Kontrolle von Abrechnungen sowie Anspruch auf andere Leistungen des ÖGB

Teil einer Bewegung zu sein, die die Zukunft des österreichischen Filmschaffen mitbestimmt!

Wir möchten für alle Filmschaffenden da sein, um gemeinsam etwas zu bewegen in der österreichischen Filmbranche. 

Allerdings gibt es Leistungen, wie detailiertere Beratungen bzgl. Arbeitsrechtsverletzungen und Vertragsrecht, Kontrolle von Abrechnungen etc, die wir nur für Mitglieder anbieten können.

Zusätzlich eine ganze Menge an Leistungen wie zB. Lohnsteuer- Karenz- oder Pensionsberatungen, Preisvorteile beim Einkauf bei Partnern des ÖGB, Versicherungsleistungen im Krankheits oder Todesfall und Fortbildungsmöglichkeiten sind in der Mitgliedschaft inbegriffen.

Wie hoch ist der Gewerkschaftsbeitrag?

Der Gewerkschaftsbeitrag macht monatlich 1% deines Brutto-Monatsgehalts aus. Da es in der Filmbranche starke schwankungen im Monatseinkommen gibt, kannst du dein Jahreseinkommen einfach grob schätzen, es wird nicht genau kontrolliert.

Wie werden EPU´s in der Gewerkschaft vertreten?

Wir wissen, das viele EPU’s keine klassischen Unternehmer sind und mit Ihren Fragen und Sorgen von der Wirtschaftskammer oft nicht adäquat vertreten werden können. Deshalb bieten wir auch Beratung und Mitgliedschaften für EPU’s an. Ein wichtiger Teil ist auch die Herausgabe von Empfehlungen von Mindestgagen für Selbstständige.

URLAUB

Kann ich gezwungen werden Urlaub zu konsumieren?

Nein! Urlaub muss immer beidseitig beschlossen werden. Etwaige Klauseln in Verträgen diesbezüglich sind unzulässig.

Wieviel anteilige Urlaubstage werden mir bei der Endabrechnung eines Projektes ausbezahlt oder an die Anmeldung drangehängt?

Die genaue Regelung ist etwas komplexer, aber vereinfacht gesagt:

Für jedes Monat gebühren 2,5 Tage Urlaub. Das wären dann 0,625 Tage pro Woche.

Wird der Urlaub nicht konsumiert sondern ausbezahlt gibt es eine Urlaubsersatzleistung in der Höhe von 10,41 der Tages-, Wochen- oder Monatsgage.

Wer das ganz genau wissen will schaut sich §16 im KV an.