„Wir haben alle die gleiche Chance verdient“
Sabine Slimar-Weißmann, younion-Landesfrauenvorsitzende in Wien, spricht über Gleichstellung und warum es hier noch immer Nachholbedarf gibt.
Frauenrechte waren und sind historisch gesehen keine Selbstverständlichkeit. Die Entwicklung der vergangenen Jahre in Österreich macht deutlich, wie wichtig es ist, die errungenen Rechte zu verteidigen, zu erhalten und weiter auszubauen. Frauen haben das Recht darauf gleichberechtigt, selbstbestimmt und gewaltfrei zu leben. Als Gewerkschaft ist es selbsterklärend, dass wir feministisch handeln.
Wien ist eine Stadt der Frauen. Gewaltschutz, Frauengesundheit und -förderungsprogramme zur Sicherstellung eines selbstbestimmten Lebens und Schutz vor Altersarmut sind Grundpfeiler. Als Dienstgeberin bekennt sich Wien zu einer aktiven Gleichstellungs- und Frauenförderungspolitik. Für das Gleichstellungsprogramm 2024–2026 sind vier Ziele definiert. Erhöhung des Frauenanteils in jenen Berufsfeldern, in denen Frauen unterrepräsentiert sind. Auch Maßnahmen zur Prävention von Diskriminierung aufgrund von Schwangerschaft und Elternschaft sind verankert, sowie Maßnahmen zur Umverteilung der (un-)bezahlten und bezahlten Arbeit durch Erhöhung der Väterbeteiligung. „Wir stehen Seite an Seite mit den Gleichbehandlungsbeauftragten, um Diskriminierung jeglicher Form aufzuzeigen und dagegen vorzugehen_, betont Sabine Slimar-Weißmann, Wiener Landesfrauenvorsitzende der younion _ Die Daseinsgewerkschaft.
Teilzeitarbeit ist weiblich
Die Frauenabteilung hat im vorigen Jahr rund 1.000 Beratungen für Kolleg:innen durchgeführt. „Wir wissen genau, was unsere Mitglieder brauchen. Etwa die Umsetzung des ÖGB/AK Familienarbeitszeitmodells durch die Bundesregierung“, ergänzt sie. Mit einem späteren Wiedereinstieg in den Beruf und langen Teilzeitphasen sinken Berufschancen und Einkommen für Frauen und in weiterer Folge die Pension. „Halbe-Halbe lebbar machen.“ Das Modell hätte viele Vorteile, vorallem auch gesellschaftspolitische. Aufteilung der Care-Arbeit, damit sie nicht im überwiegenden Ausmaß auf Frauen lastet und die finanzielle Förderung des Bundes wenn beide Eltern ihre Erwerbsarbeit reduzieren/erhöhen.
Seit Jänner 2024 wird das Frauenpensionsalter in Österreich schrittweise angehoben, obwohl die Hälfte der Frauen nicht direkt vom Job in die Pension gehen können. Die Folge: weibliche Altersarmut. Verstärkte Präventionsmaßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit und gute Arbeitsbedingungen sind essenziell, um nicht krankheitsbedingt (vorzeitig) in die Pension zu gehen. Auch die Möglichkeit der Altersteilzeit, welche zwar keinen Rechtsanspruch beinhaltet muss von Dienst- und Arbeitgeber:innen als Chance erkannt und gewährt werden, so kann Wissenstransfer planbar umgesetzt und Einsetzbarkeit ohne kurzfristige Ausfälle gewährleistet werden.