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Wie tickt die Generation Gewerkschaft?

Stabilität, Gemeinschaft, Mitbestimmung – das sind die Werte der jungen Generation. Seit 2015 zählt die younion 20 % mehr junge Mitglieder. Jugendforscherin Beate Großegger erklärt, warum.

Das Institut für Jugendkulturforschung befragt jedes Jahr über Tausend 16-bis 29-Jährige in ganz Österreich. Das Ziel: Verstehen, wie junge Menschen auf wirtschaftliche Unsicherheit, gesellschaftliche Umbrüche und technologische Veränderungen reagieren.

Studienautorin Beate Großegger erklärt, dass die „Verwerfungen unserer Zeit“ tiefe Spuren hinterlassen haben: „Die gesellschaftliche Zukunft wird von jungen Menschen heute nicht mehr mit Fortschritt oder Chancen verbunden, sondern zunehmend als Bedrohungsszenario. Pandemie, Klimakrise, geopolitische Konflikte und Teuerung – all das sorgt für viel Verunsicherung.“

Zukunftsangst und Sicherheitsbedürfnis
Angesichts dieser Krisenlage wächst der Wunsch nach Stabilität. Planbarkeit und materielle Absicherung stehen ganz oben auf der Werteliste der Jugend. Laut Studie sehen sich nur mehr 16 % der Befragten als „echte Abenteurer:innen“. „Klassische Jugendklischees wie ‚you only live once` haben mit der Realität junger Menschen heute wenig zu tun“, sagt Großegger. Trotzdem bleibe der Wunsch nach Lebensfreude und Leichtigkeit bestehen. „Nach wie vor möchten junge Menschen ihr Leben genießen, auch wenn die äußeren Umstände schwierig sind.“

Finanzielle Zukunftsplanung
Das Bedürfnis nach Sicherheit zeigt sich besonders deutlich bei der finanziellen Vorsorge. „Sich mit einer guten Ausbildung einen soliden Wohlstand aufzubauen, gilt für viele heute nicht mehr als selbstverständlich“, sagt Großegger. Die Frage, wie Pensionen langfristig gesichert werden können, verunsichere viele zusätzlich. Laut Großegger gehen junge Menschen davon aus, dass sie im Ruhestand „nur rund ein Drittel ihrer Lebenshaltungskosten aus der staatlichen Pension bestreiten können“.

„Mit anderen Worten: Finanzielle Unsicherheit ist ein sehr großes Thema unter jungen Leuten“, sagt Großegger. „Sich über gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen Gedanken zu machen oder sich in diesen Bereichen sogar aktiv zu engagieren, wird zunehmend zu einem Luxus – möglich vor allem für jene, die es sich leisten können.“

Gemeinschaft als Sicherheitsnetz
Sicherheit bedeutet für junge Menschen heute gleichzeitig mehr als nur finanzielle Stabilität. „Es geht auch um emotionale Sicherheit und um das Gefühl von Zugehörigkeit“, bestätigt Großegger. Gesellschaftliche Visionen und das Vertrauen, aktiv mitgestalten zu können, seien laut der Studienautorin seltener geworden. Doch genau hier liegt auch eine Chance: Gewerkschaften können jungen Menschen Räume für Mitbestimmung, Solidarität und Gemeinschaft bieten.

Dass die younion seit 2015 20 % mehr junge Mitglieder zählt, beweist: Diese Generation will gestalten und ist auf der Suche nach einer starken Gemeinschaft. Eine junge, starke Gewerkschaftsbewegung kann viel bewegen – und die Zukunft der Arbeit aktiv mitbestimmen.

Text: Katrin Kastenmeier