Zum Hauptinhalt wechseln

Wie ist das in der Altersteilzeit?

Seit Karin Vrhel nur noch 40 % arbeitet, hat sich ihr Leben in jeder Hinsicht verbessert.

Das nimmt viel Zeit in Anspruch“, sagt Karin Vrhel und lässt ihren Blick über den Garten schweifen. Früher hat sie am Wochenende Unkraut gejätet. Hin und wieder nahm sie sich auch Urlaubstage, um die von Blumenbeeten und Sträuchern umfasste Rasenfläche hinter ihrem Haus im 22. Wiener Gemeindebezirk in Ordnung zu bringen. Seit sie in Altersteilzeit ist, hat sie endlich so viel Zeit, wie sie benötigt. Seit November 2023 arbeitet die Wiener-Linien-Angestellte nur noch 40 Prozent ihres Normalarbeitszeitpensums. Das bedeutet zwei volle Arbeitstage – einen davon absolviert sie in der Dienststelle, den anderen im Homeoffice.

Seit 1998 ist Karin Vrhel bei den Wiener Linien. Zunächst beim sicherheitstechnischen Dienst, danach in der Kanzlei der Abteilung Einkauf, Beschaffungsservice und kaufmännisch-rechtliche Baubegleitung. Die Kanzlei sei „Mädchen für alles“ bei den Wiener Linien, erklärt Karin Vrhel. Kein Tag sei wie ein anderer, alles komme immer anders. Das mache für sie den Reiz ihrer vielfältigen Tätigkeit aus.

Immer noch mitten im Job

Karin Vrhel spricht voller Begeisterung von ihrem Job. Und dennoch: Als sie von der Möglichkeit der Altersteilzeit erfuhr, hat sie rasch entschieden, dass das für sie das Richtige ist. „Mein Mann war bei der Berufsfeuerwehr und ist schon seit ein paar Jahren in Pension“, sagt Karin Vrhel, „und ich dachte mir: Hinten dranstückeln kann man nix mehr. Lieber jetzt die Zeit genießen.“ Die mit der Altersteilzeit verbundenen finanziellen Einbußen waren für sie im Verhältnis zur verbesserten Lebensqualität vernachlässigbar. Ihre Vorgesetzten standen ihrem Wunsch nach Altersteilzeit ebenfalls positiv gegenüber.

Der Unterschied zu ihrem früheren Leben ist riesig. Karin Vrhel hat ihr ganzes Erwachsenenleben Vollzeit gearbeitet und zwei Kinder großgezogen. „Da kommst du irgendwann zu nichts mehr und verschiebst alles aufs Wochenende.“ Umso mehr genießt sie jetzt, dass sie alles in Ruhe machen kann. Sie beschreibt, wie sich ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit verbessert haben. Sie schläft jetzt mehr und besser, fühle sich nicht mehr ausgelaugt.

An ihrer Liebe zu ihrem Job hat sich nichts geändert. Karin Vrhel freut sich immer noch, wenn sie in die Dienststelle fährt. Und wenn mal eine:r der jüngeren Kolleg:innen an einem ihrer freien Tage anruft und wegen einer Arbeitsangelegenheit fragt, ist das auch kein Problem. Im Gegenteil: Das Gefühl, dass ihre Erfahrung und ihr Wissen gebraucht werden, trägt dazu bei, dass sie sich trotz der reduzierten Arbeitszeit nicht an den Rand gestellt fühlt. „Ich stecke noch immer mitten in der

Arbeit“, sagt sie.

Altersteilzeit kann frühestens fünf Jahre vor Erreichen des Regelpensionsalters begonnen werden. Arbeitnehmer:innen können ihre Arbeitszeit um 40 bis 60 Prozent reduzieren – das Einverständnis des Arbeitgebers vorausgesetzt.

Das Gehalt verringert sich. Zum Entgelt für die kürzere Arbeitszeit kommt aber ein Ausgleich. Dieser beträgt 50 Prozent der Differenz zwischen dem Entgelt der zwölf Monate vor Beginn der Altersteilzeit und dem Entgelt, das man in dieser Zeit bei verringerter Arbeitszeit bekommen hätte.

Text: Simon Loidl