Wenn's im Job funkt
Die Hälfte aller Singles haben sich am Arbeitsplatz schon einmal verliebt. Rein rechtlich spricht nichts gegen eine Beziehung.
Oft verbringen wir mit unseren Arbeitskolleginnen bzw. Arbeitskollegen mehr Zeit als mit Freund:innen oder Bekannten. Es ist also kein Wunder, dass da aus einer Schwärmerei im Job auch mal Liebe und eine Beziehung entstehen können.
Laut einer von ElitePartner in Auftrag gegebenen Umfrage des digitalen Markt- und Forschungsinstituts Marketagent.com waren bereits fünf von zehn Singles in eine Arbeitskollegin oder einen Arbeitskollegen verliebt. Wobei es in den einzelnen Bundesländern starke Unterschiede gibt. In Wien gaben sogar drei von zehn Hauptstadt-Singles an, dass sie schon einmal von Amors Pfeil am Arbeitsplatz getroffen wurden.
HERZ ODER VERNUNFT?
Wobei die Verliebtheit nicht gleich etwas bedeuten muss. Denn für ein Viertel der österreichischen Singles ist der Arbeitsplatz als Ort für ein Techtelmechtel oder gar eine Beziehung tabu. Frauen scheinen dabei mehr auf den Verstand als auf das Herz zu hören, denn 30 Prozent der weiblichen Singles finden es unvernünftig, eine Affäre im Arbeitsumfeld zu beginnen, während dies nur auf 23 Prozent der Männer zutrifft.
Allerdings: Je älter die befragten Singles sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese schon einmal eine Affäre im Kollegen:innenumfeld hatten. So gaben nur 17 Prozent der jüngeren Befragten an, schon einmal ein Liebesabenteuer am Arbeitsplatz gehabt zu haben. Bei Singles zwischen 60 und 69 Jahren war es ein Drittel.
MORALISCHE HOCHBURG
Am seltensten haben Singles in Niederösterreich eine langfristige Beziehung mit Arbeitskolleg:innen: lediglich fünf Prozent. Für mehr als ein Viertel (27 Prozent) der Niederösterreicher:innen ist eine Affäre oder Beziehung am Arbeitsplatz ein absolutes No-Go.
Die Steiermark und Oberösterreich scheinen hier moralische Hochburgen zu sein. Ein Drittel der Steirerinnen und Steirer finden es unvernünftig, am Arbeitsplatz eine Affäre oder Beziehung einzugehen. Sex am Arbeitsplatz hat man am wenigsten in Oberösterreich: Nur knapp 4 Prozent hatten bereits ein Schäferstündchen im Job. In Wien waren es hingegen 16 Prozent.
LIEBE IST RECHTLICH GEDECKT
„In Österreich spricht arbeitsrechtlich erstmals nichts gegen Beziehungen am Arbeitsplatz, weder zwischen Mitarbeiter:innen noch zwischen Chef:in und Mitarbeiter:in“, sagt ÖGB-Arbeitsrechtsexperte Michael Trinko.
Allerdings: Wenn die Arbeit unter der Beziehung leidet, also die Arbeitspflicht verletzt wird, kann die Arbeitgeber:in eine Verwarnung aussprechen.
„Bei beharrlicher Pflichtverletzung, beispielsweise durch unangemessenes Verhalten in den Büroräumlich oder Interessenkonflikten durch Abhängigkeitsverhältnisse, muss das Gericht im Einzelfall entscheiden, ob eine Entlassung gerechtfertigt ist“, so Michael Trinko.
In einzelnen Fällen haben Gerichte in der Vergangenheit bereits entschieden, dass sexuelle Handlungen am Arbeitsplatz eine Entlassung rechtfertigt.
BEZIEHUNG BRINGT AUCH VORTEILE
Beziehungen am Arbeitsplatz können aber auch Vorteile bringen. Die Arbeitergeber:innen profitieren beispielsweise von informellen Netzwerken und eingespielter Zusammenarbeit.
Umfragen zeigen auch, dass es weniger Fehlzeiten gibt, wenn beide Partner:innen in einem Unternehmen arbeiten. Auch das Verständnis füreinander ist wesentlich höher, zum Beispiel wenn es um Überstunden geht. Allerdings: Nur jede zweite Arbeitsplatz-Beziehung überlebt auch den oft stressigen Arbeitsalltag. Und ab diesem Moment kann es schwierig werden. Denn aus Liebe kann auch Hass entstehen. Darunter leiden dann nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Kolleg:innen.