Wegschauen ist nie eine Option
Wie man Kolleg:innen, die von Gewalt betroffen sind, unterstützen kann.
younion hat eine Online-Umfrage zum Thema Gewalt durchgeführt, bei der 6.000 weibliche younion-Mitglieder teilgenommen haben. Das Ergebnis: 31,58 % haben schon mehrmals im privaten Bereich psychische oder körperliche Gewalt erlebt. 10,8 % haben keine Angabe gegeben. Psychische Gewalt wie Drohungen oder Beleidigungen haben fast die Hälfte (45,92 %) erlebt. 42,41 % würden Unterstützung durch ihre Dienststelle in Anspruch nehmen.
Für Sabine Slimar-Weißmann, Wiener Landesfrauenvorsitzende, ist das Ergebnis erschütternd. „Es zeigt, dass wir die Sensibilisierung und Unterstützung weiter vorantreiben müssen“, ist sie überzeugt. Doch was braucht es, um dieser Gewalt ein Ende zu bereiten? „Um Gewalt gegen Frauen nachhaltig zu beenden, muss die Ungleichheit von Männern und Frauen beendet werden“, so Julia Brož, Geschäftsführerin vom Verein Wiener Frauenhäuser.
Hilfe und Prävention
Ob in den eigenen vier Wänden oder am Arbeitsplatz: Gewalt hat nirgends einen Platz. Jede:r kann einen gemeinsamen Beitrag zur Hilfe und Prävention von Betroffenen mittels offener Kommunikation leisten.
„Für Frauen – die im persönlichen Umfeld – durch ihren (Ex-) Partner oder Familienmitglieder, von Gewalt betroffen sind, ist mitunter der sicherste Platz ihr Arbeitsplatz“, betont Sabine Slimar-Weißmann, Wiener Landesfrauenvorsitzende.
Betroffene müssen die Möglichkeit haben, angstfrei und ungestört sowie anonym und vertraulich im Rahmen ihres Dienstes mit Expert:innen zu sprechen, um Hilfe anzunehmen. Es bedarf einer Sensibilisierung und Aufklärung, „denn Gewalt gegen Frauen geht uns alle etwas an und ist keine Privatsache“.
Dem stimmt Laura Wimmer, Dienststellenleiterin der Magistratsabteilung 57, Frauenservice Wien, zu: „Gewalt an Frauen und Mädchen ist niemals zu tolerieren. Wir als Frauenservice unterstützen Frauen und Mädchen und treten für ein Recht auf ein gewaltfreies Leben ein.“
Weiters ergänzt sie, dass die Gesellschaft gefragt ist, geschlechtsspezifischer Gewalt in allen ihren Formen entschieden entgegenzutreten.
173 Kolleginnen gaben bei der Online-Umfrage an, dass sie sich in den eigenen vier Wänden zurzeit nicht sicher fühlen. Oft wissen Betroffene nicht, wie sie mit ihrer Situation umgehen sollen. Ein erster Schritt der younion -Frauenabteilung ist die Kampagne „Gegen Gewalt an Frauen“, die zur Sensibilisierung beiträgt.
Gesicht zeigen
Im Zuge der Kampagne wurde die Idee „Männer gegen Gewalt an Frauen“ entwickelt, die wiederum an die White Ribbon Kampagne angelehnt ist. Es ist die international größte Bewegung von Männern, die sich für die Beendigung der Männergewalt in Beziehungen einsetzt.
Das Ziel ist die Bewusstseinsarbeit in der Öffentlichkeit. Demnach wurde als Symbol und Zeichen eine weiße Schleife, englisch White Ribbon, gewählt.
Diese Schleife wird von Männern in den unterschiedlichsten Dienststellen sichtbar getragen. Die Frauenabteilung erweiterte die Kampagne und hat auch eine Foto-Mit-Mach-Aktion gestartet. Neben Stadträten machen auch Promis mit und stellen sich aktiv gegen Gewalt an Frauen.
Alle sind willkommen mitzumachen: www.stopp-gewalt-gegen-frauen.at
„Gewalt gegen Frauen beginnt nicht erst, wenn ein Mann zuschlägt. Sie beginnt bei Witzen, die Frauen herabsetzen, bei Kommentaren, die Frauen herabwürdigen, bei unerwünschten Anmachsprüchen, die Frauen klein machen“, meint Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts. Egal ob Mann oder Frau, wer solche Aktionen mitbekommt, kann bereits hier schon „Stopp“ sagen. Bewusstsein schaffen und Schleife tragen ist die eine Sache, was es aber darüber hinaus braucht: „Die Sicherstellung von ausreichend finanziellen Mitteln zur Implementierung eines umfassenden nationalen Aktionsplans gegen Gewalt an Frauen muss auf der Agenda der künftigen Bundesregierung stehen“, ist Slimar-Weißmann überzeugt.
Mehr über die Umfrage finden Sie unter: https://www.younion.at/themen/younion-umfrage-haelfte-der-frauen-hat-gewalterfahrung