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So ein Mist!

In Grinzing verliebte sich younited-Redakteuerin Sophie Brandl in einen Biedermeier-Sessel und ging mit Kreuzweh nach Hause.

Mit T-Shirt, Latzhose, Fleece-Jacke, wetterfester Jacke, Kappe, Sicherheitsschuhen und -handschuhen starte ich den Tag in Heiligenstadt am Mistplatz.

Um 7 Uhr öffnen sich die Tore für die Kunden und Kundinnen. Am heutigen Tag sind nur männliche Kollegen im Dienst, aber ich darf sie tatkräftig unterstützen.

Auch Stammgäste gibt’s

Zuerst beginne ich im Innenbereich. Hier werden Batterien, alte Handys, Medikamente, Röntgenbilder, Öle, Chemikalien und vieles mehr gesammelt. „Am meisten bringen die Leute Speiseöl zu uns“, erklärt mir Kollege Pfaunz. Dafür gibt es die kleinen orangefarbenen Wölis. „In die gehört Speiseöl und -fett rein, welches nicht zu stark verunreinigt ist. Den Wöli bekommt man gratis bei uns, und da kann man sich ohne Problem gleich zwei, drei mitnehmen“, verrät er. Während mir der Kollege eine kurze Einführung in die Ölwelt gibt, gehen wir auch schon zu den Batterien.

„Die großen Akkus mit Lithium musst du hier reinwerfen“, sagt er mir und zeigt auf den vorgesehenen Kübel. Im Gespräch erfahre ich, dass es auch sogenannte Stammgäste gibt. „Manche Bewohnerinnen und Bewohner kommen vom Karl-Marx-Hof wegen einer Batterie her und entsorgen sie. Sie wissen zwar, dass man die mittlerweile schon bei den Supermärkten abgeben kann, aber sie kommen halt lieber zu uns.“ Gleich neben der Batteriebox befinden sich Handys. Pfaunz weist darauf hin, dass man die Smartphones bitte ohne SIM-Karte entsorgen soll, denn es gehe schließlich um den Datenschutz. „Viele vergessen die Handys abzuschalten, aber angerufen hat bisher eh noch niemand“, scherzt er. Man merkt schnell, dass gute Stimmung herrscht.

Ein „guter Grund“

Wir gehen weiter in den zweiten Raum. Hier befinden sich 18- und 40-Liter-Säcke „Guter Grund“. Diese Erde wird mit Kompost aus der Wiener Biotonne hergestellt und kommt ohne Zugabe von Torf aus. „Guter Grund“ eignet sich für alle Pflanzen im Haus und Garten. 18 Liter kosten 4 Euro, 40 Liter 6 Euro. Wir stapeln die Säcke auf einem Wagen, damit sie dann schnell zu den Kund:innen gebracht werden. Beim Schlichten merke ich sofort, dass ich auf meine Haltung achten muss. Fertig mit dem Aufladen kommt auch schon ein älteres Ehepaar hereinspaziert und kauft drei Säcke.

Nachdem sie wieder weg sind, zeigt mir Pfaunz die Laubsäcke. „Die kosten nicht viel und die Leute können sie mit altem Laub befüllen, zur Biotonne stellen und das Personal von der MA 48 nimmt sie dann mit“, erklärt mein Kollege. Für welchen Zweck man die Taschen benutzt, ist jedem selber überlassen. „Ein Besucher hat sie letztens zum Büchertransportieren gekauft. Die halten halt viel aus“, weiß er aus eigener Erfahrung. Langsam merke ich, dass mir der Magen knurrt und ich gehe in die Mittagspause.

Zahnlose Angelegenheit

Gestärkt geht es am Nachmittag in den Außenbereich. Und zwar zur 48er-Tandler-Box. Gemeinsam mit dem Platzmeister Nimmerrichter sortiere ich Altwaren: Spielzeug, Vasen, Dekoartikel, Elektrogeräte und und und. Alles wird geschlichtet und eingeordnet. „Montag, Mittwoch und Freitag werden die Sachen dann abgeholt und zum 48er-Tandler nach Margareten oder in die Donaustadt gebracht“, verrät der Platzmeister.

Ab und zu ist auch Ramsch dabei, wie ich finde, aber in ein Stück habe ich mich sofort verliebt. Ein alter Biedermeier-Sessel. Ich setze mich zur Probe gleich einmal hin, doch da kommt Nimmerrichter ums Eck und zeigt mir, wo dieser schöne Sessel hinkommt. Ich bin ja schließlich zum Arbeiten da. „Was für skurrile Sachen entdeckt man am Mistplatz so?“, frage ich den Platzmeister. „Naja am meisten überrascht haben mich Zähne“, erinnert er sich und lacht. Ansonsten findet er mit seinen Kollegen hin und wieder tolle Räder, Trommeln oder  funktionierende E-Gitarren.

Dienstschluss mit Kreuzweh

Ein langer Arbeitstag geht zu Ende. Was ich gelernt habe? Immer ans Platzpersonal wenden, wenn man bei der Entsorgung Fragen hat. Ich jedenfalls ziehe mich wieder um, mach mich mit Kreuzweh auf den Heimweg und freue mich auf eine Badewanne.

Text: Sophie Brandl
Bilder: Mila Zytka