Salzburg dominiert bei der Spieler-Umfrage der Sportgewerkschaft
89 % wünschen Verhandlungen über einen Standard-Spieler-Vertrag
Die Saison im Eishockey ist zu Ende und somit war es Zeit, die Spieler zu den wichtigen und weniger wichtigen Dingen zu befragen. Auch im dritten Jahr ihres Bestehens hat die Eishockeyspieler:innen UNION, eine Fachgruppe der younion _ Die Daseinsgewerkschaft, eine Umfrage unter den Spielern der ICEHL durchgeführt. Mit teilweisen erwartbaren, teilweise aber auch überraschenden Ergebnissen.
Vorab: Wer ist der kompletteste Spieler der Liga? Hier hat der Wiener im Salzburger Dress, Benjamin Nissner, ganze 16% aller wählenden Spieler überzeugen können. Kein Wunder: 38 Punkte im Grunddurchgang, 14 weitere Punkte in den Playoffs und insgesamt +37 in der Plus-Minus-Statistik belegen die Allround-Fähigkeiten des 25jährigen Centers, der in so gut wie allen Spielsituationen eingesetzt werden kann. Auf den Plätzen dahinter folgen Peter Schneider (ebenfalls Red Bull Salzburg), Lukas Haudum (KAC) und Matt Bradley (Vienna Capitals).
„Als mich unser Vorsitzender, Sascha Tomanek, vom Ergebnis informiert hat, war ich einerseits total überrascht und andererseits echt sehr, sehr geehrt. Denn, wenn einem Mit-, aber eben sogar Gegenspieler für so eine Auszeichnung nominieren, hat das echt einen hohen Stellenwert“, freut sich Nissner über seinen Triumph.
Bester Goalie
Auch bei der Frage nach dem besten Torhüter behielt der Liga-Champion die Nase vorne. Die Spieler wählten, wie schon im Vorjahr, Atte Tolvanen überlegen zum Besten seines Fachs. Waren es letztes Jahr noch rund ein Viertel aller Befragten, so stimmten dieses Mal ganze 56% bei der Frage, welchen Goalie man sich für ein Entscheidungsspiel aussuchen würde, für den 28jährigen Finnen in Diensten des Meisters aus Salzburg.
Nur Platz 2 und 3 gab es für Salzburg bei der Frage nach dem härtesten Schuss in der ICEHL. Hier gewann der Linzer Brian Lebler (31%) vor den beiden Bullen, Peter Schneider (17%) und Thomas Raffl (14%).
Linz ist vorne dabei
Apropos Linz. Der Aufwärtstrend der Black Wings war auch an der Stimmung in der Halle zu erkennen. Denn in der Linzer Halle herrscht für die aktiven Spieler die beste Atmosphäre? Mehr als ein Viertel der befragten Cracks (27%) ließen die Oberösterreicher die Vorjahressieger aus Fehervar überholen und verwiesen die ungarische Kult-Halle auf Rang 2 (22%).
Dafür punktet der Meister mit anderen Qualitäten. Denn schon zum dritten Mal wurde die Salzburger Eisqualität von den Spielern am besten bewertet. Fast die Hälfte der Befragten (48%) sprachen sich für den Volksgarten aus. Parallel dazu wurde auch gefragt, bei welcher Mannschaft denn der Gesamt-Service für die Gäste-Teams am besten ist. Hier konnten die G99ers (20%) einen knappen Sieg vor Salzburg, Klagenfurt und Pustertal als gastfreundlichste Halle davontragen.
Vom besten Coach und Bromance
General-Manager und Präsidenten aufgepasst: Ihr seid auf der Suche nach einem Head-Coach und wollt wissen, was die Spieler von den jeweiligen Co-Trainern halten? Wir fragten, welcher aktuelle Assistant-Coach denn am ehesten die Beförderung zum Chef verdient hätte: Hier setzten sich der Wiener Phil Horsky (Pustertal) und der Slowene Marcel Rodman (Villach) mit je 17% durch.
Welche Jungs haben im Laufe der Saison die beste Männerfreundschaft („Bromance“) gebildet? Hier ging die Entscheidung klar nach Vorarlberg. Tyler Sandhu und Jack Jacome vom Neueinstieger Pioneers Vorarlberg waren für über 10% die Unzertrennlichen auf und abseits des Eises.
Wo es Nachholbedarf gibt
Es wurde aber auch Fragen zur Liga-Organisation gestellt. So sind 87% mit der seit Jahren üblichen Punktevergabe im Grunddurchgang (3 Punkte für einen Sieg nach 60 Minuten, 2 Punkte für Sieg in der Overtime oder im Shoot-Out und 1 Punkt für eine Niederlage in der OT oder im SO) zufrieden. Eine Rückkehr zum 2-Punkte-System (2 Punkte für jeden Sieg und 1 Punkt für eine Niederlage in OT/SO), um die Liga länger spannender zu halten, befürworten nur 13%.
Dafür sind aber ¾ aller Befragten (72%) für eine Änderung des Reise-Modus in den Playoffs und würden sich eine Änderung nach Vorbild der NHL wünschen. Dort hat die besser platzierte Mannschaft nach dem Grunddurchgang in den ersten beiden Spielen einer jeden Serie Heimrecht. Dann wechselt man für zwei Spiele zum schlechter platzierten Team und anschließend wird abwechselnd zwischen den beiden Städten gereist. Diese „H-H-A-A-H-A-H“-Regelung würde vor allem bei weit auseinander liegenden Spielorten die Reisestrapazen für die Spieler reduzieren.
In diesem Rahmen der Mitsprachemöglichkeit wurde auch der Wunsch der Profis nach einer ehestmöglichen Aufnahme der Gespräche zwischen der Eishockeyspieler:innen UNION und der ICEHL zum Abschluss eines Standard-Spieler-Vertrages für alle (vorerst österreichischen) Vereine abgefragt. Ein Ansinnen, das bereits mehrmals an die Liga herangetragen wurde und bislang aber trotz einzelner Zusagen nicht in die Tat umgesetzt worden ist. Mit einem klaren Votum von 89% (was die ohnehin schon hohe Zustimmung aus dem Jahr 2022 mit 83% nochmals übertraf) haben die Spieler hier einmal mehr ihr eindeutiges Interesse bekundet, ja sogar gesteigert.
Wünsche für die Zukunft
Abschließend wurde noch ein wenig Länderkampfstimmung betrieben und abgeklärt, welche von den vier ICEHL-Nationen sich am ehesten für die A-WM 2024 qualifizieren wird und hier fiel das Votum mit 84% doch sehr eindeutig für Team Austria aus.
„Als Gegenstück zu all den Wahlen und Beliebtheitswettbewerben von Journalist:innen, sonstigen Expert:innen und Fans freuen wir uns, auch im dritten Jahr unseres Bestehens, die Eishockey-Öffentlichkeit über die Sichtweise der Spieler informieren zu können. Denn sie sind die Akteure, die den Sport tatsächlich tagtäglich ausüben und erleben und damit die einzig wahren Insider sind“, freut sich Patrick Harand über einen erfolgreichen Abschluss der Meisterschaft und einen hoffentlich ebenfalls erfolgreichen Start in den World Cup 2023 in Tampere und Riga.