Motorsäge statt Rathaus
Der Bürgermeister von Ebreichsdorf (NÖ) packt regelmäßig beim Bauhof mit an.
„Wie weit müssen wir denn hoch Norbert?“ Wolfgang steht mitten in einem kleinen Bach, der ihm bis zu den Knöcheln geht, die Feuerwehrstiefel schützen vor nassen Füßen.
„Bis zu den ersten Steinen, hauptsache die Sträucher am Rand kommen weg.“ Norbert Schaden arbeitet seit Jahren am Bauhof und kümmert sich darum, dass in Ebreichsdorf alles läuft. Heute arbeitet Wolfgang Kocevar an seiner Seite – Bürgermeister, Nationalratsabgeordneter und an diesem Tag: Bauhof-Kollege in Warnweste. Viermal im Jahr packt er mit an. „So verstehe ich die Arbeit besser und was es vor Ort hier braucht.“
Der Tag beginnt früh: Um 7.15 Uhr ist Wolfgang vor Ort, begrüßt das Team, als würde er es schon ewig kennen. Tut er auch: Seit fünfzehn Jahren als Bürgermeister und seit fünf Jahren als regelmäßiger Bauhof-Kollege. Dann ab in den weißen Laster nach Unterwaltersdorf. Rechen, Motorsäge und Handschuhe sind im Gepäck – der kleine Bach gehört freigeräumt von Gräsern und Sträuchern.
Je länger Norbert und Wolfgang im Bach die Gräser entfernen, desto klarer wird das Wasser: rechts noch braun und trüb, links schon durchsichtig, die Steine am Grund sind zu sehen. „Naja, Spaß macht’s nicht!", lacht Wolfgang, während er ein großes Büschel Gras auf die Seite legt. „Es ist trotzdem befriedigend: Man sieht sofort, was man geschafft hat."
Sein erster Einsatz beim Bauhof liegt fünf Jahre zurück: „Teilt mich ein, wo ihr mich braucht“, hatte er damals gesagt und landete prompt beim Hundekotbeutel-Ständer. „Ich wollte den Beutel unten anfassen – da hat mir der Kollege schnell gesagt, lieber nicht. Fand ich super – er hätte mich ja auch reinlaufen lassen können.“ Beim ersten Mal in Warnweste blieben zahlreiche Bürger:innen stehen. „Viele fanden es toll“, erinnert sich der Bürgermeister. Kritische Stimmen gab’s auch – „PR-Aktion, Stimmenfang“. Nach vier Einsätzen im Jahr sind diese aber seltener geworden: „Die gibt’s noch, aber ich weiß ja, wie’s wirklich ist“, sagt Wolfgang.
Im Bach wird der Rechen nun gegen eine Teleskop-Säge getauscht. Norbert erklärt kurz, dann geht’s los – ein paar Züge, und der Ast liegt unten. „Ich bin echt kein geborener Handwerker“, lacht Wolfgang. „Aber so lernt man eben, was hinter all der Arbeit steckt.“ Am meisten schätzt er den Kontakt zu den Kolleg:innen. Sonderbehandlung gibt’s keine: „Der Ast da hinten gehört auch noch weg!“, ruft Norbert. Wolfgang grinst, schnappt sich die Säge und macht weiter – bis 13 Uhr. Dann muss er zurück ins Rathaus, er hat gleich noch eine Onlinekonferenz mit dem Finanzminister.