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Michael Wurnitsch im Gespräch

younion: Wie sieht der Alltag von Landesvorsitzenden Michael Wurnitsch aus?

Michael Wurnitsch: Tatsächlich sehr arbeitsintensiv, nicht zuletzt da ich nicht freigestellt bin. Zahlreiche Veranstaltungen – beispielsweise Informationsabende, Ehrungen usw. – besuche ich parallel zu meiner 40-Stunden-Arbeitswoche in meiner Freizeit. Ein besonderer Arbeitsschwerpunkt lag und liegt im Bereich der Pflege, wo wir aktuell einige Verbesserungen für die Beschäftigten ausverhandelt haben. Uns ist bewusst, dass das mit dem Land Tirol ausverhandelte Pflegepaket lediglich ein erster Schritt sein kann, und vor allem für den Bereich Pflegeassistenz und Heimhilfen höhere Einkommen und generell bessere Rahmenbedingungen dringend notwendig sind.

Aufgrund der angespannten Budgetsituation war es leider nicht möglich, alle Berufsgruppen mitzunehmen, was wir enorm bedauern.

Die Pflege ist ein Bereich, der sehr belastend ist. Wie kann man diese Berufsgruppe unterstützen?

Michael Wurnitsch: Uns ist die gesellschaftliche Relevanz dieser Tätigkeit und die enormen physischen und psychischen Belastungen, denen die Pflegebeschäftigten in Gemeindeeinrichtungen tagtäglich ausgesetzt sind, mehr als bewusst. Aus diesem Grund werden wir die seit Juli 2022 laufenden Verhandlungen für weitreichende Verbesserungen mit aller Kraft fortführen und nicht locker lassen, bis wir endlich gute Arbeitsbedingungen für alle in der Pflege bzw. auch beim Funktionspersonal erreicht haben!

Mit welchen Herausforderungen sind Sie in der Rolle als Obmann des „Verein Sozialwerk der younion Tirol“ konfrontiert?

Michael Wurnitsch: Als Obmann des Vereins Sozialwerk führe ich ja auch die Verhandlungen, um unseren Mitgliedern kostengünstige und hochwertige Urlaubsangebote zu ermöglichen, beispielsweise in Lazise am Gardasee. In dieser Funktion organisiere ich auch regelmäßig Bildungsreisen für unsere Mitglieder. Da schießen wir als Verein Sozialwerk Geld zu, damit wirklich alle Interessierten teilnehmen können. Der Zuspruch steht für sich, wir dürfen uns immer über zahlreiche Anmeldungen freuen. Dieses Jahr waren wir in Rhodos, kommendes Jahr führt uns der Ausflug nach Mallorca. Das Kennenlernen fremder Kulturen steht dabei im Mittelpunkt.

Wie sind Sie eigentlich zur younion gekommen?

Michael Wurnitsch: Im Grunde bin ich im Jahr 1986 zur Gewerkschaft der Gemeindebediensteten gekommen und war selbst jahrelang in der Personalvertretung tätig. Nachdem ich im Stadtmagistrat eine Führungsposition übernommen habe, musste ich diese Funktion leider zurücklegen.

Warum ist Ihnen gewerkschaftliche Arbeit so wichtig?

Michael Wurnitsch: In erster Linie geht es mir um Gerechtigkeit. Dringende Themen sind auch Altersdiskriminierung – beispielsweise bei den Gehaltsschemata, wo manches zwar für die neuen Mitarbeiter:innen, aber für die älteren nicht gilt - aber auch, dass Gemeindebedienstete, die in der Daseinsvorsorge tätig sind, nicht schlechter gestellt werden dürfen als jene in der Privatwirtschaft. Der öffentliche Dienst – also Bund, Land und Gemeinden - darf sich auch nicht selbst Konkurrenz machen, es geht nicht zuletzt um unser aller Infrastruktur. Wir müssen alles daransetzen, den Gemeindedienst zu attraktivieren. Aktuell wird das Personalrecruiting immer schwieriger. Der Personalmangel ist gesamtgesellschaftlich eine große Herausforderung. Wir müssen die Politik daran erinnern, was sie versprochen hat!

Sie sind seit etwa sechs Monaten in der Rolle als neuer Vorsitzender. Was hat sich seitdem für Sie verändert?

Michael Wurnitsch: (lacht) Mein Zeitmanagement und die Intensität meiner Arbeit. Wir müssen an Projekten immer dranbleiben, beispielsweise an der Dienstrechtsnovelle. Ich setze auf Gespräche, um unsere Interessen und die der Beschäftigten durchzusetzen. Da muss man kontinuierlich dranbleiben. Der demographische Wandel, die Bewertung von Arbeit – das alles sind Herausforderungen für die Zukunft. Fest steht für mich: Die Gewerkschaft verliert sicher nicht an Bedeutung, sondern wird im Gegenteil immer wichtiger!

Was möchten Sie in Ihrer neuen Rolle verändern und wie soll das gelingen?

Michael Wurnitsch: Pflege, Elementarpädagogik und Handwerker im Gemeindedienst – speziell in der Daseinsvorsorge und der Erhaltung der Gemeindeinfrastrukturen stehen wir vor großen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen. Ein großes Anliegen ist mir auch die Bildung unserer Funktionär:innen und Personalvertreter:innen. Dabei müssen wir auch auf die Tirolspezifika eingehen, unter anderem in Bezug auf unser spezielles Dienstrecht. Bildung ist das A und O, sie muss bedarfsgerecht und zukunftsorientiert gestaltet werden. Hier sind wir als Fachgewerkschaft für die Gemeinden in der Verantwortung und dieser Verantwortung kommen wir auch nach.