Kritisches Level in der Elementarpädagogik erreicht
Online-Umfrage mit mehr als 6.000 Teilnehmer:innen muss Politik wachrütteln
Mehr als 6.000 Beschäftigte aus dem Bereich der elementaren Kinderbildung nahmen an einer Online-Umfrage der younion-Kindergartengewerkschaft teil. Die Ergebnisse zeigen die aktuelle Situation in den elementaren Kinderbildungseinrichtungen:
- 94 % gaben an, dass die Arbeitsbelastung in den vergangenen zwei Jahren zugenommen hat
- Rund 60 % müssen regelmäßig Überstunden leisten
- Bei 66 % sind Stellen offen, die nicht nachbesetzt werden (können)
- 33 % des Personals sieht sich in ihrer Arbeit an der Belastungsgrenze, 38 % stufen die Belastung als „Sehr Hoch“ ein
- Die Hälfte der Befragten gibt an, dass der Personalmangel bereits zu gefährlichen Situationen geführt hat
- 97 % fühlen sich von der Politik nicht wertgeschätzt
„Die Umfrage gießt etwas in Zahlen, dass wir durch ständigen Kontakt zu unseren Kolleg:innen schon seit Langem beobachten: In der Elementarpädagogik wurde ein kritisches Level erreicht. Das geht zu Lasten des Personals und der Kinder“, sagt Judith Hintermeier, selbst Pädagogin und Bundesfrauenreferentin in der younion _ Die Daseinsgewerkschaft.
Hintermeier fordert von der Bundesregierung rasches Handeln: „Jahrelang haben sich alle weggeduckt, wenn wir gewarnt haben. Diese Zeit ist nun leider verloren, darum muss es jetzt bei den Reformen ruckzuck gehen.“
Manfred Obermüller, stellvertretender Vorsitzender der younion _ Die Daseinsgewerkschaft, spricht in diesem Zusammenhang die von Karl Nehammer versprochenen 4,5 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 für die Elementarpädagogik an: „Bis jetzt liegt noch nichts auf dem Tisch, wie diese Summe überhaupt berechnet wurde, geschweige denn, wie das Geld verwendet werden soll. Das hat mit seriöser Politik genau gar nichts zu tun.“
Obermüller wirft auch einen Blick in die Vergangenheit: „Wir wären in der Elementarpädagogik schon viel weiter, wenn damals ein gewisser Herr Kurz nicht eine Reform verhindert hätte – und das aus reinem Machtkalkül. Und es ist wohl kein Zufall, dass der Herr Bundeskanzler erst vor den Wahlen überhaupt auf das Thema kommt, allerdings auch erst, nachdem er sich um das Bargeld gekümmert hat.“
Die Forderungen der younion-Kindergartengewerkschaft sind klar:
- Einheitliche Ausbildung und Bezeichnung für das unterstützende Personal (Assistentinnen und Assistenten) in ganz Österreich
- Reinigungspersonal, um unsere Assistent:innen zu entlasten
- Administratives Personal, um die Leiter:innen zu unterstützen
- Multiprofessionelle Teams mit diversem Fachpersonal in ganz Österreich
- Aus- und Weiterbildungsoffensive in ganz Österreich
- Mehr Personal und weniger Kinder in den Gruppen
- Mehr Geld - 1 Prozent vom BIP für elementare Bildung und mindestens eine Milliarde jährlich