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ÖGB - Roland de Roo

Gewalt an Frauen: Es gibt Hilfe!

Der Frauennotruf der Stadt Wien ist 24 Stunden erreichbar: 01 71 71 9

Ein 14-jähriges Mädchen das am Telefon erzählt, von Cybergewalt betroffen zu sein, Frauen, die sich nach einem tätlichen Angriff ihres Partners im Badezimmer einsperren, Jugendliche, die von einem Freund vergewaltigt wurden ...

Das Beratungsteam vom Wiener Frauennotruf ist täglich mit Fällen von Gewalt konfrontiert – auch der verbalen. Das Telefon ist rund um die Uhr besetzt.

„Wir rechnen mit allem“

„Wir beraten neben Betroffenen auch Anrufer:innen, wie sie Gewaltbetroffene am besten unterstützen können“, erklärt Heidemarie Kargl. Sie leitet den 24-Stunden-Frauennotruf, ein Service der Stadt Wien. Das Beratungsteam des Notrufs besteht aus Psycholog:innen, Jurist:innen und Sozialarbeiter:innen, die nicht nur auf Deutsch helfen, sondern mit Unterstützung von Audio-Dolmetscher:innen auch in vielen anderen Sprachen beraten. Die Berater:innen arbeiten im Schichtdienst mit Diensten, die Tag und Nacht je 12,5 Stunden dauern. Wenn es die personellen Ressourcen erlauben, hält das Team Vorträge oder Workshops zum Thema Gewaltschutz. Darüber hinaus wird mit Anti-Gewalt-Kampagnen immer wieder auf bestimmte Themen wie z. B. Cybergewalt oder K.-o.-Mittel aufmerksam gemacht.

Gewalt geht jeden etwas an

Jedes Gespräch beginnt mit einer Gefährdungsanalyse, denn immer wieder ist schnelles Handeln nötig. Besonders zwischen dem 25. November und 10. Dezember setzt man weltweit ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Dieser 16-tägige Aktionszeitraum ist Frauen und Mädchen gewidmet.

White Ribbon Österreich ist eine der vielen Kampagnen, die Männer dafür gewinnen will, Teil der Lösung dieses Problems zu werden.

Gelingen soll das mit einer weißen Schleife, die von möglichst vielen Männern sichtbar getragen wird. „Männer fordern damit andere Männer auf, keine Gewalt gegen Frauen auszuüben. Sie zeigen ihre Haltung öffentlich und engagieren sich für ein gewaltfreies Männlichkeitsbild und Geschlechterdemokratie“, erklärt Obmann Romeo Bissuti.

„In der Frauenabteilung der younion _ Die Daseinsgewerkschaft steht der Kampf gegen Gewalt an Frauen immer auf der Agenda“, betont Christa Hörmann, younion-Bundesfrauenvorsitzende. Bewusstseinsbildung und Schulungen sind erst der Anfang. Immer wieder macht die Abteilung auf das Thema aufmerksam. Zuletzt etwa im österreichischen Parlament mit dem großen Transparent „STOP! GAR NIX rechtfertigt Gewalt an Frauen!“

Tipps von einer Kriminalbeamtin

Aber wie geht man mit Gewalt gegen Frauen um, wenn man sie beobachtet? Wir haben Franziska Tkavc, Abteilungsinspektorin beim Landeskriminalamt im Bereich Gewalt und Kinderschutz, gefragt. Im Interview spricht die Deeskalationsexpertin auch über Gewaltprävention.

younion: Wie soll man sich bei Gewalt gegen Frauen verhalten?

Tkavc: Wenn ich etwa merke, dass in der Nachbarwohnung jemand geschlagen wird, sollte man einschreiten. Allein das Achtsam sein hilft aber schon. Egal ob in den eigenen vier Wänden oder im öffentlichen Raum. Aber bitte niemals vergessen, die Polizei zu rufen.

younion: Bringe ich mich da nicht selber in Gefahr, wenn ich bei fremden Personen einschreite? Wie ist es zum Beispiel, wenn sich ein Paar auf der Straße streitet?

Tkavc: Man muss die Situation abschätzen, aber was man immer machen kann ist, die Polizei zu rufen. Vor allem kann es vorkommen, dass der Ton schärfer klingt, weil die beobachtende Person die Sprache nicht spricht. In so einem Fall ist es ratsam, die Situation zuerst einmal zu beobachten und dann erst zu entscheiden, ob man dazwischengeht geht. Und vor allem soll man sich nicht immer auf den Täter fokussieren, sondern auf die vermeintlich betroffene Person.

younion: Leider kommen Gewalttaten auch bei Kindern und Jugendlichen vor. Welche Möglichkeiten gibt es für junge Betroffene, aus so einer Situation zu kommen?

Tkavc: Ich kann den Schüler:innen nur ans Herz legen, dass sie sich jemanden anvertrauen. Das ist der erste Schritt.

younion: Jede dritte Frau ist von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Welche Prävention gibt es?

Tkavc: Die Polizei ist ein sogenannter Mit-Player, weil Prävention in der Gesamtheit ausgeführt werden muss. Das beginnt schon im Schulbereich mit verschiedenen Vorträgen. Diese sind besonders im jungen Alter wichtig, damit sich in der Gesellschaft nachhaltig etwas verändern kann. Man muss mit der Zeit gehen und aktuelle Ereignisse miteinbeziehen. Es ist wichtig, dass das Thema immer präsent bleibt.

younion: Wie kann man sich eigentlich den Alltag einer Kriminalbeamtin vorstellen?

Tkavc: Überschlagsmäßig könnte man sagen, dass es ein Sozialberuf ist, da man mit sehr vielen Menschen zu tun hat, die mit diversen Problemstellungen konfrontiert sind. Was viele nicht wissen ist, dass wir uns aber mit vielen administrativen Aufgaben herumschlagen müssen. Das was es aber für mich auch interessant macht, sind die Vorträge, Schulungen, in Fachkreisen sprechen usw. Ich bin gerne im Gespräch mit Menschen, sei es mit Betroffenen, Interessierten oder Institutionen. Es ist mir ein großes Anliegen, dass sich nachhaltig etwas ändert.