Gemeinsam Karriere machen
Parsa und Marko lernen sich in der Ausbildung bei den Wiener Linien kennen – und sind mittlerweile mehr als nur Kollegen.
Marko ist der Typ Mensch, der sogar in der Frühschicht gute Laune hat – und das ohne Kaffee“, lacht Mohammadparsa – kurz Parsa – Gharagozloo. Früh aufstehen müssen sie beide, um von Montag bis Freitag auf das Gelände der Hauptwerkstätte der Wiener Linien hinterm Zentralfriedhof zu kommen. Für die beiden Lehrlinge beginnt dort um 7 Uhr der Unterricht.
Seit einem halben Jahrhundert werden hier Fahrzeuge und Gleise gewartet und auf den neuesten Stand gebracht. Eisiger Wind pfeift über das Areal, das so groß wie sieben Fußballfelder ist. Mitarbeitende sausen deshalb mit dem Fahrrad von Halle zu Halle. Eine davon ist der neue Lehrlingscampus mit Platz für 140 Auszubildende. Kaum betritt man das Gebäude, bleibt die Kälte vor der Tür. Es riecht nach neuem Holz und das warme Licht der Deckenstrahler scheint auf die großen Werkbänke. An einer stehen Marko Fufuljevic und sein Kollege Parsa.
„Wir sind füreinander da“
„Die meisten Aufgaben können wir mittlerweile ganz gut allein lösen“, sagt der 19-jährige Marko stolz, während Parsa einen Durchgangsprüfer neben ihm checkt und feiner Rauch vom Lötgerät aufsteigt. Die beiden machen eine Doppellehre in Elektrotechnik und Mechatronik. „Aber am meisten Spaß machen Projekte, bei denen man zusammen ist.“ Damit meint er aber nicht nur die Ausbildung. Auch in ihrer Freizeit treffen sich die beiden regelmäßig zum Billard spielen oder Schwimmen. „Immer spontan, auf was wir so Bock haben.“
Gemeinschaft ist den beiden wichtig. „Vor allem, wenn es um Reisen mit der Gewerkschaft geht, motiviert Marko immer alle mitzukommen“, weiß Parsa. Den jüngsten Ausflug haben beide noch gut im Kopf. Neben dem „günstigen Nachtleben“ in Krakau, wirkt vor allem der Besuch in der Gedenkstätte Auschwitz nach. „War gut, dass ich einen Freund dabei hatte, mit dem man danach über die Eindrücke reden konnte“, sagt der 22-Jährige.
Vom Campus ins Arbeitsleben
Blaue Zangen, rote Schraubenschlüssel, gelbe Schutzwesten: Vor Ort in den offenen Werkstatträumen am Lehrlingscampus herrscht geordnetes Chaos. Über die Tische hinweg helfen sich die beiden bei technischen Skizzen oder feinteiligen Modellen.
Dabei kommt der Spaß aber nicht zu kurz: „Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht zusammen lachen“, erzählt Parsa. „Vor allem, wenn mal einer von uns was vermasselt.“ Fehler dürfen am Lehrlingscampus passieren, so „lernt man schnell, was einem liegt und was nicht so“, sagt Marko.
Was ihre Freundschaft sonst ausmacht? „Die Chemie stimmt einfach, wir können uns Sachen anvertrauen und uns aufeinander verlassen“, stellen die beiden fest. In ihrem künftigen Arbeitsalltag eine wichtige Basis. Mittlerweile sind sie im zweiten Lehrjahr. Im kommenden Sommer verlassen sie den Bildungscampus und können an verschiedenen Bahnhöfen in Wien ihr Wissen in die Praxis umsetzen. „Irgendwann reicht es auch mit Feilen und Theorie lernen“, sagt Parsa und ist sich sicher: „Wir sind ready fürs echte Arbeiten.“
Eine Umstellung wird das trotzdem sein. „Ob wir zusammen an einem Bahnhof sein werden, ist noch nicht sicher.“ Bis es so weit ist, teilt Marko aber weiterhin sein Mittagessen mit Parsa, wenn es um 11 Uhr am Campus zur Pause läutet. „Dass ich vergesse mir etwas einzupacken, kommt öfter vor als ich zugeben will“, lacht Parsa.
Lehre bei den Wiener Linien
Mehr als 90 % der Lehrlinge bleiben nach dem Lehrabschluss bei den Wiener Linien. Pro Jahr sind das rund 300 Personen. Während der Lehrzeit können auch kostenlose Matura-Vorbereitungskurse besucht werden. Der Einstieg ist ab dem zweiten Lehrjahr möglich.
Folgende Lehrberufe gibt es:
- Mechatronik
- Maschinenbautechnik
- Gleisbautechnik
- Angewandte Elektronik
- Betriebslogistik
- Nutzfahrzeugtechnik
- Bürokaufmann*frau
- Telekommunikationstechnik
- Informationstechnologie
- Elektrotechnik Anlagen- und Betriebstechnik
https://www.wienerlinien.at/lehrlingsausbildung