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Demo des Gesundheits- und Pflegepersonals

Protest in Brüssel

Wien/Brüssel. Aus ganz Europa kommen heute, Freitag, Beschäftigte des Gesundheits- und Sozialwesens zusammen um für konkrete Maßnahmen gegen die Pflegekrise zu demonstrieren. Organisiert wird der Protest vom Europäischen Gewerkschaftsverband für den öffentlichen Dienst (EGÖD). Während die EU Gesundheitsminister*innen zusammentreffen, weisen die Beschäftigten auf ihre Forderungen und Erwartungen hin.

Am Anfang der Corona-Pandemie haben Millionen von Menschen in der EU den „Helden*innen“ applaudiert, die in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen im Einsatz waren. Inzwischen sieht es so aus, als seien diese Menschen vergessen worden. Es ist Zeit, dass die EU-Gesundheitsminister*innen, diese wertvolle und existenziell wichtige Arbeit der Beschäftigten in den Gesundheits- und Sozialdiensten anerkennen und entsprechende Maßnahmen in ihren Mitgliedstaaten setzen. Europa muss sich für mehr öffentliche Mittel für Gesundheit und Pflege einsetzen und eine weitere Kommerzialisierung unserer Gesundheits- und Pflegesysteme verhindern. Jedwede Rückkehr zur Austeritätspolitik muss verhindert werden!

Brüssel ist gefordert!

„Es ist uns wichtig hier den Minister*innen nicht nur im eigenen Land, sondern auch in Brüssel ganz genau auf die Finger zu schauen! Der Applaus von gestern muss zu höheren Löhnen, mehr Personal und öffentlich finanzierten, qualitativ hochwertigen Gesundheits- und Sozialdiensten führen. Denn eine hochwertige Gesundheitsversorgung und Pflege kann nur mit genügend Personal und guten Arbeitsbedingungen gestemmt werden“, so Thomas Kattnig, Mitglied des Bundespräsidiums von younion _ Die Daseinsgewerkschaft und Vize-Präsident von EPSU.

„Der von Minister Rauch angekündigte Pflegebonus muss, wie versprochen, steuerfrei sein! Schließlich wurde er uns auch als Bonus verkauft und nicht als Gehaltserhöhung. Außerdem ist der Bonus auch auf zwei Jahre befristet. Wenn der Gesundheitsminister und der ÖVP-Klubobmann die Kritik nicht verstehen, dann sollen sie einmal bei meinen Kolleg*innen nachfragen. In unserem Bereich arbeiten mehr als 100 Berufsgruppen Hand in Hand. Ohne diese Teamarbeit wäre eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung und Pflege nicht möglich. Die Beschäftigten verdienen diesen Bonus, sie verdienen eine faire Bezahlung und ausreichend Kolleg*innen, die mit ihnen im Team arbeiten“, sagt Edgar Martin, Vorsitzender Hauptgruppe II in der younion _ Die Daseinsgewerkschaft („Team Gesundheit“).

„Auf die Arbeitnehmer*innen hören“

Kattnig: „Europa kann nicht darauf warten, dass seine Gesundheits- und Pflegesysteme zusammenbrechen - die politischen Entscheidungsträger müssen angemessene öffentliche Mittel bereitstellen und die Sektoren von allen Sparmaßnahmen ausnehmen. Wenn Europa zeigen will, dass es aus der Pandemie gelernt hat, muss es auf die Arbeitnehmer*innen hören. Der Forderung an die Kommission nach der Einrichtung eines Ausschusses für den sektoralen sozialen Dialog für die Sozialen Dienste auf EU-Ebene ist weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Vertretung der Interessen der Beschäftigten."

„Eine Maßnahme wäre zum Beispiel die Möglichkeit der Schwerarbeiterpension für Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen. Die Belastung durch den Job ist außergewöhnlich, physisch wie psychisch. Wir brauchen eine gesamtheitliche Reform der Gesundheitsberufe und der Ausbildung auch für den nichtärztlichen Bereich. Denn der Personalmangel wird immer schwieriger zu kompensieren“, schließt Edgar Martin.