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Robert Rubak

Christa Hörmann im Interview

Die wiedergewählte Frauen-Vorsitzende Christa Hörmann im Gespräch über Gewalt gegen Frauen, Mehrbelastung und Gehaltsunterschiede.

Sie sind mit überwältigender Mehrheit als Frauen-Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende der younion _ die Daseinsgewerkschaft wiedergewählt worden. Was sind die Schwerpunkte in den kommenden fünf Jahren?

Vorweg möchte ich mich einmal bei allen, die zu dem Wahlergebnis beigetragen haben, aufs aller Herzlichste bedanken – im Namen meines ganzen Teams.
Vor uns liegt sehr viel Arbeit. Das beginnt bei A wie Arbeitsmarktpolitik und endet bei Z, wie Zukunftsperspektive. Aktuell geht es aber um die Pandemie. Frauen tragen eine unglaubliche Mehrfachbelastung. Stellenweise hat sich die Situation der Frauen durch die Corona-Krise sogar rückentwickelt. Das dürfen wir nicht zulassen. Da wird es klare Zeichen und Signale von uns als Gewerkschaft geben. Die Politik muss die Frauenarbeit neu bewerten.

Sie sprechen von einer Rückentwicklung. Wo und in welchen Bereichen hat es die gegeben, wer ist davon besonders betroffen?

Ganz massiv betroffen sind alle Frauen, die eine Mehrfachbelastung mit Kindern haben. Im elementarpädagogischen Bereich und in den Gesundheitsberufen haben wir aber auch eine vollkommene Überlastung. Die Kolleg*innen können nicht mehr. Dabei haben auch sie Familie und Angehörige.

Die Bundesregierung hat immer wieder Danke gesagt, hat beteuert, dass sie die Probleme kennt. Aber haben Sie das Gefühl, dass die Bundesregierung auch genug macht?

Ganz und gar nicht. Und das macht mich auch wütend. Gerade im Bereich der Elementarpädagogik und im Gesundheitswesen fehlt es massiv an Geld. Da ist nichts davon im Budget zu finden. Und echte Wertschätzung gibt es auch nicht. Die Damen und Herren in den hohen Ämtern sollten mal eine Woche in einer Klinik und einem Kindergarten arbeiten, dann würde auch das Budget garantiert anders aussehen.

Jetzt gibt es natürlich nicht nur in der Elementarpädagogik und im Gesundheitsbereich Probleme, sondern auch in vielen anderen Berufsgruppen. Was sind da die Schwerpunkte?

Da geht es aktuell vor allem um den Corona-Schutz am Arbeitsplatz. Die sich ständigen Maßnahmen und der Mehraufwand in vielen Bereichen machen es auch nicht einfacher. Viele Kolleg*innen haben Kundenkontakt. Sie halten das System aufrecht – unter Lebensgefahr. Da muss einfach mehr vom Arbeitgeber kommen. In Wien klappt es, aber in den anderen Bundesländern gibt es noch massiven Aufholbedarf. Auch da darf man nicht vergessen, dass es dahinter um Familien geht.

Zurück zum Geld. Wie schaut es mit dem Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen aus?

Wir zeigen mit dem „Equal Pay Day“ und dem „Equal Pension Day“ auf, dass es diesen leider noch immer gibt. In den Gehalts-Schematas ist die Bezahlung gleich, die Unterschiede zeigen sich dann in den Zulagen. Frauen können nicht so viele Mehrdienstleistungen und Überstunden leisten, weil die Familienarbeit vor allem von Frauen geleistet wird.

Die Statistik sagt, dass die Gehaltsschere erst im Jahr 2052 geschlossen wird, wenn weiter nichts passiert. Das sind noch 31 Jahre! So lange können wir nicht warten. Da muss die Politik endlich in die Gänge kommen.

Fast tatenlos schaut die Bundesregierung auch beim Thema Gewalt gegen Frauen zu. Was sind Ihre Lösungsansätze?

Es entsetzt mich, dass Österreich bei den Morden an Frauen weit über dem europäischen Durchschnitt liegt. Schon im Jahr 2018 kamen 41 Frauen ums Leben. 90 Prozent der gesamten Gewalttaten an Frauen passieren in der Familie oder im nahen sozialen Umfeld. Wir müssen die Gesellschaft sensibilisieren. Es beginnt meistens „klein“ und wird dann immer größer. Wir müssen hinschauen. Sobald die geringste Gewalt wahrgenommen wird, muss die Polizei informiert werden.

Was kann die Bundesregierung unternehmen?

Die Bundesregierung kann für Gewaltprävention mehr Geldmittel in die Hand nehmen. Das was bereits beschlossen wurde, ist zu wenig. Es braucht endlich mehr Personal – wie praktisch überall. Das Sparen bringt um.