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Brandbeschleuniger Klimawandel

Die Klimakrise beschleunigt die Personalknappheit. Ein Gartengestalter aus Linz erklärt uns warum.

Gartenmeister Maximilian Müller steht nachdenklich vor einem Kaktus im botanischen Garten Linz. Die Wüstenpflanze fühlt sich immer wohler in Oberösterreichs Hauptstadt, Müller weniger.

„Im Stadtgebiet sind Temperaturen von 35 Grad oder mehr keine Seltenheit mehr. Dem Kaktus gefällt das, aber alle heimischen Pflanzenarten leiden sehr darunter.“ 

Eine gefährliche Spirale

Das heißt natürlich auch mehr Arbeit für Gärtner:innen. Nicht nur in Linz. Müller sagt: „Die körperliche Arbeit ist schon sonst sehr schwer, im Sommer steigen die Belastungen aber enorm. Es ist für mich und meine Kolleginnen und Kollegen kaum noch zumutbar, acht Stunden Höchstleistungen zu erbringen.“

Die Folge der immer extremer werdenden Bedingungen: vermehrte Krankenstände. Und die müssen durch das bestehende Personal abgefangen werden. Müller: „So entsteht eine gefährliche Spirale. Denn wir haben keine wirklichen Personalreserven, die die Ausfälle so einfach übernehmen können. Die Mehr belastungen führen zu weiteren Krankenständen.“

Dabei wären genau jetzt die Garten-Fachkräfte besonders wichtig. Denn die Klimaprognosen sagen nichts Gutes voraus. Und um eine Stadt kühl zu halten, ist vor allem eines wichtig: viel Grün.

„Ein großer Baum ist wirksamer als viele Klimaanlagen. Und er verbraucht keinen Strom“, erklärt Maximilian Müller, der Teamleiter des botanischen Gartens in Linz ist.

Der Personalmangel stellt die Städteplaner:innen also vor ein großes Problem. Sie können zwar neue Grünflächen planen, aber es gibt keine Fachkräfte, die sie umsetzen beziehungsweise regelmäßig betreuen können.

Mehr Effizienz

Interne Umstrukturierungen, um mehr Personal zu gewinnen, wurden in Linz bereits ausgeschöpft. So wurden das Stadtgarten- und Tiefbauamt zusammengelegt.

Maximilian Müller, der zusätzlich Vorsitzender vom Dienststellenausschuss Stadtgrün und Straßenbetreuung in Linz ist, erklärt, was das gebracht hat: „Gärtner:innen sind nun auch für die Reinigungsarbeiten zuständig. Dafür werden Kraftfahrer:innen zusätzlich im Grünbereich eingesetzt.“

Die oberösterreichische Landesregierung hat das Problem des Personalmangels noch nicht richtig erkannt. Zwar wurde eine Doppellehre für „grüne“ Berufe eingeführt, aber bis das eventuell greift, vergehen noch Jahre. Zumindest vier, denn so lange dauert die Ausbildung. 

Das braucht es jetzt!

Für Müller braucht es aber mehr, damit endlich mehr Personal kommt. Hier seine drei wichtigsten Forderungen:

Arbeitszeitverkürzung bei gleichem Gehalt
Maximillian Müller: „Im gärtnerischen Bereich steigert eine Arbeitszeitverkürzung mit kürzeren Diensten die Leistungsfähigkeit der Fachkräfte enorm. Es macht eben einen Unterschied, ob ich bei 35 Grad nach sechs Stunden nur eine kurze Trinkpause habe, oder nach Hause gehen kann, um mich auszuruhen.“

Einführung der Gleitzeit
Maximillian Müller: „Sofern das natürlich möglich ist. Denn wir müssen oft in Teams arbeiten, damit wir unsere Aufgaben erfüllen können. Aber dort wo es möglich ist, sollte eine Einführung erfolgen.“

Hitzezulage
Maximillian Müller: „Noch scheint der Politik nicht klar zu sein, was wir alles leisten. Wie schwer es ist, bei 35 Grad und mehr harte Gartenarbeit zu leisten. Wir brauchen aber nicht nur ein Danke, sondern auch eine finanzielle Abgeltung. Das hat auch etwas mit Respekt und Fairness zu tun.“

Wir haben wegen der Krankenstände nicht ausreichend Personal. Die Folge sind Überstunden.

Maximilian Müller

 

Text: Celeste-Sarah Ilkanaev