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Bei 1-2-2 kommt die Drohne herbei

Die Wiener Berufsfeuerwehr rückt ab sofort auch mit Drohnen aus. 40 Pilotinnen und Piloten sind bereits ausgebildet.

Mit grün und rot blinkenden Lichtern und einem lauten Surren hebt sie ab. Ein paar Sekunden später liefert die Drohne der Einsatzleitung der Wiener Feuerwehr erste Bilder von oben: Meterhohe Flammen schlagen aus dem Dach des Johann-Hatzl-Hofs, einem Gemeindebau in Wien-Simmering.

Ausgebrochen ist der Brand im 5. Stock, vermutlich durch eine eingeschaltete Herdplatte einer Miniküche. Schnell frisst sich das Feuer in die Höhe.

Die Bewohnerinnen und Bewohner werden evakuiert, sie müssen in Notunterkünften untergebracht werden. Eine Person erleidet eine Rauchgasvergiftung. Auch dank der Drohnenaufnahmen bekommt die Berufsfeuerwehr Wien die Flammen rasch unter Kontrolle, eine Ausbreitung wird rechtzeitig verhindert.

Das war zwischen den Feiertagen im vergangenen Jahr – und einer der Test-Einsätze einer Drohne bei der Wiener Feuerwehr.

WÄRMEBILDKAMERA UND SUPER-ZOOM

Bereits seit 2022 werden unterschiedliche Drohnentypen von der Wiener Berufsfeuerwehr getestet. Mittlerweile sind fünf Drohnen in drei Modellkategorien im Einsatz: Die kleinste mit ca. 250 Gramm, sie ist einfach einsetzbar und perfekt für Erkundungen – auch in engen Innenräumen. Dann ein größeres Modell mit ca. 500 Gramm zur Erkundung in Gebäuden mittels Standardkamera und eine DJI M30 T mit ca. 3.500 Gramm, die mit einer Wärmebildkamera und einem hochauflösenden Zoom sowie Weitwinkelobjektiv ausgestattet ist.

Aktuell stehen drei Drohnenteams mit insgesamt 40 Pilotinnen und Piloten zur Verfügung. Die Aufgaben sind sensibel und verlangen höchste Konzentration. Sollte dennoch ein Flugfehler passieren, deckt das eine Berufshaftpflichtversicherung durch die Wiener Feuerwehr ab.

Bislang wurden in Wien insgesamt 13 Drohneneinsätze geflogen. Zum Beispiel kam eine Drohne auch bei einem sinkenden Schiff Mitte Jänner auf der Donau zum Einsatz. Mithilfe der Wärmebildkamera konnten Ölschlieren rascher erkannt und mittels Ölsperren eingefasst werden. Der Drohneneinsatz hat also massiv zum Umweltschutz beigetragen.

SCHUTZ FÜR FEUERWEHRLEUTE

Branddirektor Mario Rauch sieht auch dadurch großes Potenzial für die Drohnen bei der Feuerwehr in Wien: „Es gibt bei unseren Einsätzen regelmäßig Situationen, bei denen eine Unterstützung aus der Luft zu einer besseren Lagebeurteilung führen kann. Genauso können Drohnen im unmittelbaren Gefahrenbereich genutzt werden, ohne Feuerwehrleute gefährden zu müssen.“

Zwar gibt es die Luftunterstützung bei anderen Feuerwehren schon länger, aber im dicht bebauten Stadtgebiet mit vielen gespannten Leitungen und vielen Menschen herrschen nun einmal andere Voraussetzungen und auch Vorschriften als zum Beispiel am freien Land.

DROHNENFÜHRERSCHEIN BENÖTIGT

Generell wird für das Fliegen von Drohnen ein Führerschein benötigt, zumindest für Geräte mit mehr als 250 Gramm. Es gibt drei Kategorien: „Open“, „Specific“ und „Certified“.

Derzeit arbeiten bereits einige Feuerwehren in Österreich mit Drohnen in der Open-Kategorie. Bei allen Specific-Bewilligungen ist auch eine SORA-Analyse (Specific Operational Risk Assessment) durchzuführen, um schon im Vorfeld etwaige Risikoquellen erkennen und so eliminieren zu können. Dadurch konnten bereits in einigen Bereichen Lösungen gefunden werden – zum Beispiel in Graz. Auch dort soll es heuer so weit sein, dass große Drohnen zum Einsatz kommen können.

Währenddessen geht die Entwicklung ständig weiter. Es wird weiter an ganzen Drohnen-Geschwadern geforscht, die gemeinsam und mit kleinen Wasserbomben auch größere Feuer löschen können, zum Beispiel in einem Hochhaus.

Die Firma Rosenbauer, spezialisiert auf den Bau von Feuerwehrautos, hat auch einen Roboter im Angebot. Er rückt bei Bedarf zum Verlegen einer Schlauchleitung aus, wird mit aufgebautem Werfer zum Löschroboter oder mutiert für die Einsatzstellenversorgung im Handumdrehen zum universellen Transportfahrzeug. Er kann als Bergefahrzeug eingesetzt werden und umgestürzte Bäume von der Straße bzw. Gegenstände von einer Einsatzstelle wegziehen, lässt sich mit Kameras bestücken und zur Lageerkundung einsetzen und für zahlreiche weitere Anwendungen adaptieren.

Text: Thomas Königshofer