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Aus Liebe zum Beruf

Elementarpädagogin Sophie Schallamon erzählt über ihre Leidenschaft zur Bildungsarbeit mit Kindern.

„Sophiiie!“, schreit ein kleiner Bub aufgeregt und rennt über den Kindergarten-Spielplatz direkt auf die Elementarpädagogin Sophie Schallamon zu. Sie nimmt ihn lächelnd in den Arm. Schon kommt der nächste angerannt und fragt sie, ob sie beim Fangen mitspielen will. Er weiß nämlich, wie gerne Sophie Sport macht.

„Ich spiele am liebsten draußen mit den Kindern, wo wir uns bewegen können. Oder wir machen gemeinsame Gymnastikeinheiten oder Yogakurse. Das Schöne am Beruf ist, dass man seine eigenen Leidenschaften mit den Kindern teilen kann und sie sich unglaublich darüber freuen“, erzählt Sophie Schallamon.

EIN OFFENES HERZ

Für die Elementarpädagogin ist es besonders wichtig, authentisch und ehrlich zu sein. Denn Kinder haben ein ganz besonderes Gespür dafür, ob jemand ein offenes Herz hat oder nicht. „Nebeneffekt“ der Ehrlichkeit: Die Kinder spüren sofort, ob jemand die Bildungsarbeit mit Liebe betreibt.

Auch nach 19 Jahren im Dienst bleibt für Sophie Schallamon die Elementarpädagogik ihr Herzensberuf. Dass sie einmal etwas mit Kindern machen will, wusste sie bereits mit 14 Jahren. Ihren Wunsch, Kinder bei ihrer Entwicklung zu fördern und sie auf die Schule vorzubereiten, erfüllte sie sich mit einer fünfjährigen Ausbildung in der Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP). Heute arbeitet sie in einem Kindergarten im 15. Gemeindebezirk Wiens.

„Die Ausbildung war sehr abwechslungsreich, genauso, wie es auch der Beruf ist. Die Praxis hat mir schon damals großen Spaß gemacht“, erinnert sich Sophie Schallamon zurück.

Noch heute liebt sie diese besonderen Momente. Dann, wenn sie sieht, dass sich die Bildungsarbeit auszahlt und aus den unbedarften Knirpsen junge Kinder werden, die ihre ersten eigenen Schritte ins Leben wagen. Oder jene Momente, wo es so viel zu lachen gibt. Wenn Kinder die lustigsten Fragen stellen oder sogar etwas anstellen, ob bewusst oder auch nicht.

IMMER EHRLICH

Aber auch die Selbstgestaltung des Alltags weiß Sophie Schallamon an ihrem Beruf zu schätzen. Alles Dinge, die sie versucht, auch an Elementarpädagog:innen in Ausbildung weiterzugeben, die im Kindergarten ihre Praxiszeit absolvieren.

Auch ihnen gegenüber bleibt sie immer ehrlich. Denn der Beruf hat natürlich auch Schattenseiten. „Es ist sicher nicht immer leicht. Vor allem dann, wenn es besonders stressig ist oder der Berufsalltag sogar überfordert“, sagt Schallamon. Denn natürlich ist die Verantwortung besonders groß, wenn es um kleine Kinder geht.

Sophie Schallamon und ihre Kolleg:innen müssen auch das ausbaden, was die Bundesregierung seit vielen Jahren verabsäumt. Denn es werden bei weitem nicht so viele Kolleg:innen ausgebildet, wie

eigentlich benötigt werden, beziehungsweise bekommt es die Bundesregierung nicht in den Griff, dass Ausgebildete den Beruf auch tatsächlich ausüben.

DIE SCHATTENSEITEN

Für Sophie Schallamon und ihre Kolleg:innen heißt das Überstunden und einen unverlässlichen Dienstplan. Als Schallamon in den Beruf eingestiegen ist, waren die Rahmenbedingungen auf jeden Fall noch besser. Es gab mehr Personal, es gab mehr Wertschätzung, und es gab auch wesentlich weniger administrative Tätigkeiten.

Wenn Sophie Schallamon am Abend besonders müde ist, dann hat sogar sie manchmal den Gedanken, den Job einfach hinzuschmeißen. So geht es auch vielen ihrer Kolleg:innen. Schallamon anklagend: „Wenn die Politik nicht ganz rasch etwas ändert, dann wird es bald ein böses Erwachen geben …“

Noch geht Schallamon aber an vielen Tagen mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause: „Kinder geben einem einfach sehr viel zurück, das darf man niemals vergessen.“

Dabei sind es vor allem die kleinen Dinge, die ihr Herz auch nach einem besonders anstrengenden Tag erwärmen. Zum Beispiel, wenn Kinder beim Abholen von ganz allein jene Lieder singen, die sie ihnen beigebracht hat. Oder wenn Eltern erzählen, wie die Kinder zu Hause die Alltagssituationen im Kindergarten nachspielen und dabei eine große Freude haben.

DANKBARKEIT

Von vielen Eltern erhält Schallamon auch Dankbarkeit und Wertschätzung, allerdings wird das weniger. Die Elementarpädagogin: „Und das obwohl wir immer mehr leisten. Aber das liegt sicher auch daran, dass auch Eltern in ihren Berufen stark überfordert sind. Sie sehen dann nicht mehr unsere Bildungsarbeit, sondern sind einfach nur froh, dass ihre Kinder in guten Händen sind.“

Ein weiteres Problem ist sicher ebenso, dass es zum Beispiel bei Entwicklungsgesprächen mit Eltern Sprachbarrieren gibt. So ist die Zusammenarbeit mit manchen Erziehungsberichtigten manchmal recht holprig – vorsichtig formuliert. Abhilfe könnten Dolmetscher schaffen.

Zu den Problemen mit einigen Eltern kommt noch hinzu, dass es vermehrt Kinder mit erhöhten Förderbedarf gibt. Für sie bräuchte es gleich noch mehr Personal. Judith Hintermeier, auch Pädagogin und Bundesfrauenreferentin in der younion _ Die Daseinsgewerkschaft: „Der Bildungsminister muss endlich aktiv werden. Eine kleine Werbekampagne zu starten, ist einfach zu wenig.“

GEMEINSAM BEWEGEN

Sophie Schallamon: „Ich bin sehr froh, dass wir im Herbst mit unserer großen Demo auf die vielen Probleme aufmerksam gemacht haben. Gemeinsam können wir die Politik zum Handeln bringen. Denn jedes Kind hat ein Recht auf die beste Bildung im Kindergarten. Dafür brauchen wir aber auch die nötigen Rahmenbedingungen.“

WAS WISSEN SIE ÜBER DIE LIEBE
„Freude und mutig sein, vertrauen können, Spaß haben, gemeinsam Sachen erleben und entdecken.“

Text: Celeste-Sarah Ilkanaev