Ab in die Luft!
Immer mehr Behörden setzen Drohnen ein. Sie vermessen damit Fassaden, kartografieren Friedhöfe oder vertreiben Vögel. Spielzeugdrohnen sind aber umstritten.
Das feine Burgunderbukett erinnert ein wenig an Birnen, jugendlich und ausgewogen ist der Geschmack – der Pinot Blanc aus dem burgenländischen Rust ist ein beliebter Wein. Die Trauben stammen von mehr als 45 Jahre alten Reben. Auch die Stare lieben die köstlichen Früchte. Im Herbst fallen sie zu Tausenden über sie her. Seit Jahrzehnten wird versucht, die kostbaren Trauben vor den Vögeln zu schützen. Es wird geknallt, mit Schrot geschossen und Flugzeuge zur Abwehr eingesetzt. So mancher Herbsttag erinnerte in Rust an Krieg.
Sieht aus wie ein Falke, schreit wie ein Falke
Damit ist nun aber Schluss. Denn die Stadt unterstützt den Einsatz ganz spezieller Drohnen. Sie wurden nicht nur so angemalt wie Falken, sie geben auch Falken-Rufe von sich. Zwei Stück sind abwechselnd im Einsatz, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Sie jagen mit bis zu 50 km/h in unterschiedlichen Höhen über die Reben und gaukeln einen Angriff vor. Die ersten Versuchswochen haben gezeigt, dass sich die Stare damit bestens vertreiben lassen.
Auch in Graz sind die Bediensteten auf die Drohne gekommen. Das Stadtvermessungsamt
startete ein Pilotprojekt zur Dokumentation der Altstadt, einem UNESCO-Weltkulturerbe. „Drohnen können sehr nahe an die Gebäude heranfliegen. Wir erhalten sehr gute Aufnahmen aus neuen Perspektiven und das in einer tollen Auflösung bis zu 1 bis 2 Zentimeter“, erklärt Winfried Ganster, der Leiter des Referats für Photogrammetrie. So wird garantiert, dass im Schadensfall alles originalgetreu wieder aufgebaut werden kann. Die gewonnenen Bilder beziehungsweise Daten werden aber auch in den online zugänglichen Stadtplan von Graz eingearbeitet.
Um Haaresbreite Marcel Hirscher verfehlt
Jeder größere Drohnen-Einsatz, auch von einer Behörde, muss von der Flugsicherung der Austro Control genehmigt werden. Denn Drohnen dürfen selbstverständlich keine Menschen gefährden. Vorfälle wie im vergangenen Jahr beim zweiten Slalomdurchgang im italienischen Madonna di Campiglio darf es in Österreich einfach nicht geben. Zur Erinnerung: Damals krachte nur wenige Zentimeter hinter Marcel Hirscher eine große Drohne auf die Piste. Wie sich später herausstellte, wurde die Funkverbindung durch die viele Fernsehtechnik gestört. Das hätten der Pilot oder die italienische Behörde aber erahnen können …
Nicht nur deshalb hat sich die Austro Control auch den Antrag der Seefestspiele Mörbisch sehr genau angesehen. Denn dort wird eine Drohne eingesetzt, um schöne Bilder der Vorführungen zu machen. Geschäftsführer Dietmar Posteiner: „Wir dürfen die Drohne aber nur dort fliegen lassen, wo niemand sitzt beziehungsweise spielt.“
Die illegalen Drohnen
Manche privaten Drohnen-Piloten halten sich aber weder an die Genehmigungspflicht noch an Sicherheitsbestimmungen. „Die Beschwerden werden immer mehr“, sagt Sabine Pichler von der Austro Control. Wobei die Art der Beschwerden von der Jahreszeit abhängt. Im Winter äußern die AnruferInnen vor allem die Befürchtung, dass die beobachtete Drohne von möglichen Einbrechern zum Ausspionieren benützt wird. Im Sommer geht es um unerlaubte Bikini- beziehungsweise Nacktaufnahmen. Wie auch immer. In den meisten Fällen handelt es sich bei Drohnen mit Kameras um nicht genehmigte Flüge (zumindest wenn es sich um größere Modelle handelt). Wobei den Piloten nachgewiesen werden muss, dass er tatsächlich gefilmt oder fotografiert hat. Denn nur eine montierte Kamera ist noch kein Beweis für ein Vergehen.
Abschießen kann billiger kommen
Kann eine Aufnahme bewiesen werden, kommt auch das Datenschutzgesetz ins Spiel. Kurzum: Für den Drohnen-Piloten kann es richtig teuer werden (allein nach dem Luftfahrtgesetz bis zu 22.000 Euro Strafe). Manchmal ist es also auch für den Piloten von Vorteil, wenn die belästigende Drohne einfach vom Himmel geholt wird …
Aber zurück zu den hochoffiziellen Drohnen. Sie werden von Gemeinden auch dort eingesetzt, wo sie wahrscheinlich niemand erwarten würde – auf Friedhöfen. So wurden zum Beispiel im burgenländischen Deutschkreutz sämtliche Gräber der drei Friedhöfe aus der Luft aufgenommen und die Gräber katalogisiert. Dafür waren die Drohnen zirka sechs Stunden in der Luft. Die so erzeugten digitalen Friedhofskarten sollen auch über das Internet zugänglich gemacht werden.
Auch außerhalb der Amtsstuben sollten wir uns an Drohnen gewöhnen. Denn nicht nur der amerikanische Billig-Händler Amazon testet die Zustellung von Paketen mittels Drohnen, auch die Deutsche Post hat erste Versuche bereits abgeschlossen. So konnten Bewohner im bayrischen Reit im Winkl mit der Packstation „SkyPort“ Pakete per Drohne empfangen und auch wegschicken.
In der Schweiz sorgt der behördliche Einsatz von Drohnen übrigens für heftige Diskussionen. In der Gemeinde Horw will das Bauamt Bausünder damit aufspüren. Beobachtet sollen vor allem die Grundstücke am See werden. In den dortigen großzügigen Gärten der Villen werden illegale Bauten vermutet.
Aus younited Herbst 2016
Fotos: Erwin Wieser, Seefestspiele Mörbisch