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„330 PS sind für mich völlig normal“

Sabine Fichtinger ist für die MA 48 durch ganz Wien unterwegs. Immer mit einem Lächeln im Gesicht.

Mir fällt einfach nichts ein“, sagt Sabine Fichtinger und lacht. Auch auf Nachfrage über Probleme am Arbeitsplatz findet sie nur begeisterte Worte über ihren neuen Job bei der MA 48. Seit anderthalb Jahren ist sie nun als Fahrerin dabei – und sie liebt ihre Arbeit. Die Kollegen – und die immer noch sehr wenigen Kolleginnen –, die Vorgesetzten, die Menschen, denen sie während ihrer Arbeit begegnet: „Alle sind super!“

Dabei hatte sie zunächst ein mulmiges Gefühl. Nach 28 Jahren in der Privatwirtschaft, sie arbeitete im Speditionsbetrieb der Eltern als Lkw-Fahrerin, wagte sie Anfang 2023 einen Neuanfang. Sie sei selbst überrascht gewesen über die Wertschätzung, mit der sie in der MA 48 aufgenommen wurde. Sie hatte gedacht: als Frau, dazu nicht mehr ganz jung … Doch niemand ließ sie je etwas anderes spüren als Respekt für ihre Erfahrung und ihr Können.

Über Fragen nach ihrer Situation als Frau in einem männlich dominierten Beruf lacht Sabine Fichtinger ebenfalls. Denn dass ihre Berufswahl ungewöhnlich ist, wurde ihr erst vor kurzem bewusst: „Ich habe im Familienbetrieb mitgearbeitet – Eltern, Geschwister – da war das ganz normal, dass ich diesen Job mache.“ Im elterlichen Betrieb war sie fast drei Jahrzehnte lang unterwegs, überwiegend auf langen Strecken. Als die Eltern in Pension gingen und den Betrieb schlossen, wollte sie die Branche wechseln.

„Ich dachte, dass es jetzt Zeit ist, etwas weniger zu sitzen“, sagt sie. Sie heuerte bei der MA 48 an und arbeitete für kurze Zeit in der Straßenreinigung. Doch viel schneller als geplant, saß sie schon wieder hinterm Lenkrad.

Seither fährt sie die großen orangen Autos durch Wien und möchte nie wieder etwas anderes machen.

Für Sabine Fichtinger beginnt der Arbeitstag früh. Um 4 Uhr steht sie auf und gönnt sich einen Kaffee und etwas Zeit am Handy. Um 5 Uhr macht sie sich dann auf den Weg in die Arbeit. Im Sommer mit dem Roller, im Winter mit dem Auto. Gegen 5.30 Uhr kommt sie in der Garage an, zieht sich um, plaudert mit den Kolleg:innen.

Pünktlich um 6 geht’s los. Sabine Fichtinger fährt als Springerin. So werden bei der MA 48 jene Fahrer:innen bezeichnet, die keine fixen Touren haben. Ihr gefällt es, immer wieder die Strecken zu wechseln, sagt sie. So lerne sie die Stadt völlig neu kennen. Außerdem hat sie dadurch während ihrer relativ kurzen Zeit bei der MA 48 auch schon viele Kolleg:innen kennengelernt.

Dabei hat sie alle als zuvorkommend und hilfsbereit wahrgenommen. „Natürlich gibt’s ein paar Ausnahmen“, sagt sie, aber die gebe es überall. Und so bleibt sie bei ihrem Urteil: „Ich fühl mich pudelwohl, weil alles so gemeinschaftlich ist.“

Zu dem kollegialen Verhältnis kommt, dass Sabine Fichtinger ihren Job liebt: „Ich stehe gerne auf, ich mache meinen Job gerne, ich bin gerne unterwegs, ich sitze gern im Lkw – dass ich dafür dann auch noch Geld kriege, finde ich extrem toll!“

Sie versteht nicht, dass andere ständig über ihre Jobs jammern. „Aber manche können halt einfach nicht anders“, sagt sie lachend und freut sich schon wieder auf die nächste Fahrt in ihrem 330-PS-Wagen.

Text: Simon Loidl