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Auf dem Weg zum Standardvertrag für Eishockeyspieler

Interview mit dem Vorsitzenden der Eishockeyspieler:innen UNION Sascha Tomanek

Sascha Tomanek ist Vorsitzender der Eishockeyspieler:innen UNION innerhalb der younion-Sportgewerkschaft. Wir baten ihn um ein Gespräch über einen zukünftigen Standardvertrag für Eishockeyspieler.

Seit wann arbeitest du an diesem zukünftigen Standardvertrag für Eishockeyspieler und warum braucht es diesen Vertrag?

Sascha Tomanek: Ich arbeite nun schon seit viereinhalb Jahren an diesem Standardvertrag. Er ist wichtig, weil in Österreich rund 90 bis 95 % der Arbeitsverhältnisse durch Kollektivverträge geregelt sind – im Eishockey jedoch nicht. Das bedeutet, dass Verträge frei verhandelbar sind, was zu Unsicherheiten führt. Spieler können durch Klauseln benachteiligt werden, da weder sie, noch ihre Agenten – die meist keine Juristen sind – alle rechtlichen Feinheiten kennen. Ein Standardvertrag würde das verhindern: Die Spieler wissen, dass dieser Vertrag zwischen den Vereinen und der Gewerkschaft ausverhandelt wurde und ihnen Rechtssicherheit bietet.

Gleichzeitig profitieren auch die Vereine davon. Sie müssten sich nicht mehr mit juristischen Streitigkeiten um fragwürdige Klauseln auseinandersetzen. Zudem schafft ein Standardvertrag fairere Wettbewerbsbedingungen, weil kein Verein durch intransparente Vertragskonstruktionen einen finanziellen Vorteil gegenüber anderen erlangen kann.

Geht es also darum, die individuellen Vertragsvorlagen der Vereine durch einen einheitlichen Standard zu ersetzen?

Sascha Tomanek: Genau. Momentan hat jeder Verein seine eigene Vorlage, was für Intransparenz sorgt. Der Standardvertrag würde klare und einheitliche Bedingungen schaffen – mit festen Optionen wie Wohnung oder Auto, die einfach angekreuzt werden. Das Modell orientiert sich an skandinavischen Ligen, wo ein solches System bereits erfolgreich funktioniert.

Gilt der Standardvertrag dann nur für die österreichischen Vereine oder für alle Teams der Liga?

Sascha Tomanek: Aus rechtlichen Gründen kann der Standardvertrag nur für die acht österreichischen Teams gelten. Die anderen Vereine in der internationalen Liga unterliegen unterschiedlichen Arbeitsrechten, die wir nicht angleichen können. Auch Sozialversicherungsabgaben sind in Italien oder Slowenien völlig anders geregelt, was einen einheitlichen Vertrag über die gesamte Liga hinaus unmöglich macht.

Gibt es in den anderen Ländern ähnliche Bestrebungen?

Sascha Tomanek: Nein, in Italien gibt es beispielsweise keine Spielergewerkschaft. Einige Spieler sind als Unterstützungsmitglieder bei uns beigetreten, aber wir können sie juristisch nicht vertreten. Wir können jedoch ihre Interessen in sportpolitischen Fragen einbringen, zum Beispiel bei Spielplänen oder Sicherheitsbestimmungen.

Erzähl uns, welche Fortschritte ihr bereits gemacht habt.

Sascha Tomanek: Wir haben im letzten Jahr Gespräche mit den Black Wings Linz geführt und gemeinsam einen Vertragsentwurf erarbeitet, mit dem beide Seiten sehr zufrieden waren. Die Vienna Capitals, zeigten ebenfalls Interesse an diesem Thema. Also haben wir uns zusammengesetzt und den Vertrag, den wir mit Linz diskutiert haben, weiterentwickelt.

In mehreren Meetings sind wir den Vertrag Absatz für Absatz durchgegangen und haben Überarbeitungen besprochen – aktuell umfasst er etwa zwölf Seiten.

Gibt es in diesem Vertrag auch eine Regelung zum Mindestgehalt?

Sascha Tomanek: Ja, wir wollen nicht, dass manche Spieler weit unter ihrem Wert spielen müssen. Auch die Liga hat signalisiert, dass sie die Idee grundsätzlich unterstützt.

Unabhängig von der Höhe fände ich es wichtig, dass es überhaupt ein Mindestentgelt gibt. Der von den Spielern in einer Umfrage vorgeschlagene Durchschnittswert liegt bei vergleichsweise niedrigen 16.000 Euro netto pro Saison. Viele junge Spieler verdienen derzeit nicht einmal das.

Wie geht es jetzt weiter?

Sascha Tomanek: Wir haben noch einige juristische Details zu klären, die wir rasch aufarbeiten werden. Danach schicken wir die überarbeitete Version an Linz und Wien, die uns Feedback geben. Sobald der Vertrag finalisiert ist, werden wir ihn auch der Liga vorstellen und die Spieler darüber informieren.

Denkst du, dass sich die anderen sechs Vereine dann anschließen werden?

Sascha Tomanek: Der Schlüssel liegt bei den Spielern. Wenn die Mehrheit den Standardvertrag fordert, werden die Vereine nachziehen müssen. Da einige Vereine diesen Standardvertrag verwenden werden, können Spieler von anderen Teams fordern, ebenfalls diesen Vertrag zu nutzen.

Warum könnten sich manche Vereine gegen den Vertrag sträuben?

Sascha Tomanek: Es gibt eigentlich keinen Grund dafür. Manche Manager, die in Gesprächen großes Interesse zeigen, wollen dann aber keine Termine mit uns wahrnehmen. Manche befürchten, dass ein fairer Vertrag ihre Konkurrenzfähigkeit gegenüber Teams aus dem Ausland verringern könnte. Aber genau das ist unser Ziel: Wettbewerbsfairness sollte auf dem Eis entschieden werden – und nicht durch versteckte Vertragsklauseln.

Zum Abschluss: Wie optimistisch bist du, dass der Standardvertrag kommt?

Sascha Tomanek: Es wird eine Herausforderung, aber wir sind auf dem richtigen Weg. Entscheidend wird sein, dass sich die Spieler zusammenschließen und den Vertrag einfordern. Aktuell sind um die 70% unserer Spieler Mitglieder bei der Gewerkschaft – das gibt uns eine starke Verhandlungsposition.