Infomailing vom 15.06.2023
15. EGB-Kongress in Berlin
Von 23. bis 26. Mai 2023 fand in Berlin der 15. Kongress des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) statt. Die insgesamt rund 600 Kongress-Teilnehmer*innen aus 41 europäischen Ländern diskutierten u.a. über die Erneuerung der Gewerkschaften, die Zukunft der Arbeit, ein neues Wirtschaftsmodell für die Menschen und unseren Planeten, die Zukunft Europas und einen stärkeren EGB. Darüber hinaus wurde im Rahmen des Kongresses auch das 50-jährige Bestehen des EGB und damit 50 Jahre Kampf für die Arbeitnehmer*innen und Menschen in Europa gefeiert.
Auch der Europäische Gewerkschaftsverband für den Öffentlichen Dienst (EGÖD) war mit einer Delegation, der auch EGÖD-Vizepräsident und Mitglied des Bundespräsidiums der younion _ Die Daseinsgewerkschaft Thomas Kattnig angehörte, auf dem Kongress vertreten. Der EGB-Kongress verabschiedete einen Aktionsplan mit dem Titel „Gemeinsam für einen fairen Deal für Arbeitnehmer*innen in Europa“. Darin werden die Beiträge der Beschäftigten im öffentlichen Dienst, die Notwendigkeit der Finanzierung unserer öffentlichen Dienste und vieles mehr anerkannt.
Jan Willem Goudriaan, Generalsekretär des EGÖD, betonte in seinem Redebeitrag, dass der Tätigkeitsbericht ein entscheidender Moment in der Geschichte des EGB sei. Er brachte die Unterstützung des EGÖD für die Änderung der Satzung zum Ausdruck, um eine bessere Vertretung der Gewerkschaftsjugend im EGB zu gewährleisten. Goudriaan erinnerte an die auf dem letzten Kongress verabschiedete Dringlichkeitsentschließung, in der die Europäische Kommission für ihren Angriff auf den europäischen sozialen Dialog verurteilt wurde. Er informierte über den aktuellen Stand des laufenden Gerichtsverfahrens und den anhaltenden Mangel an klaren Kriterien und transparenten Verfahren für den Umgang mit Sozialpartnervereinbarungen. Goudriaan wies auch auf die jüngste Verschleierungstaktik der Europäischen Kommission hin, die zu Verzögerungen bei der Behandlung der Vereinbarung zwischen EGÖD und Arbeitgebern in den Zentralverwaltungen über die Digitalisierung geführt hat. Abschließend rief er den Kongress dazu auf, sich hinter die streikenden finnischen Beschäftigten in privaten Sozialdiensten zu stellen.
Neues Führungsteam & EGB-Vorstand
Der EGB-Kongress schloss mit der Wahl eines neuen Führungsteams. Der EGÖD sagte dem Sekretariat, einschließlich Generalsekretärin Esther Lynch und dem ÖGB-Präsidenten Wolfgang Katzian, der mit 96,3 Prozent der abgegebenen Stimmen zum neuen EGB-Präsidenten gewählt wurde, seine volle Unterstützung zu. Thomas Kattnig wurde über ein EGÖD-Mandat erneut in den Vorstand des EGB gewählt.
Organisierungsarbeit für eine stärkere Stimme der Arbeitnehmer*innen
EGÖD-Präsidentin Mette Nord (Gewerkschaft Fagforbundet, Norwegen) sprach über die Positionen des EGB zur gewerkschaftlichen Erneuerung und erwähnte die Erfolge der Gewerkschaften und des EGÖD-Organisierungsteams. Sie forderte das EGB-Sekretariat auf, sich für die Verteidigung und Förderung der öffentlichen Dienste einzusetzen, und stellte eine Verbindung zum Aufbau gewerkschaftlicher Macht für Verhandlungen und die Verteidigung der Arbeitnehmer*innenrechte her. Während des gesamten Kongresses schlossen sich zahlreiche Delegierte von Gewerkschaften und Verbänden des öffentlichen Dienstes Nords Forderung nach einem EGB an, der sich für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst einsetzt und aktiv gegen Privatisierung und Liberalisierung kämpft.
Ein sozial gerechter Übergang
Thomas Kattnig sprach über die Notwendigkeit einer Reform der Regeln für die wirtschaftspolitische Steuerung, wenn wir sinnvolle Investitionen in öffentliche Dienste, Versorgungseinrichtungen, den grünen und digitalen Wandel und einen gerechten Übergang erreichen wollen. „Lasst uns einen sozial gerechten Übergang schaffen, der niemanden zurücklässt und den Menschen und den Klimaschutz statt Aktionärsinteressen in den Mittelpunkt stellt. Dafür müssen wir für leistbare, qualitativ hochwertige und resiliente öffentliche Daseinsvorsorge kämpfen und diese vor Liberalisierungsdruck verteidigen. Das nötige Geld dafür muss aus einer neuen Fiskalpolitik kommen, die Superreiche und Großkonzerne fair besteuert. Diese haben im letzten Jahr haarsträubende Übergewinne eingefahren, während Beschäftigte sich entscheiden müssen, ob sie essen oder heizen. Wir müssen endlich Kapital und Gewinne richtig besteuern. So bekommen wir die nötigen Mittel, um unsere öffentlichen Dienste zu stärken und um unseren grünen, sozial gerechten Übergang umzusetzen“, so Kattnig in seinem Redebeitrag.
Geschlechtergerechte öffentliche Dienste
Francoise Geng (CGT-Sante-Action Social, Frankreich), leitende EGÖD-Vizepräsidentin, sprach über geschlechtsspezifische öffentliche Dienste, die Unterdrückung von Frauen im Iran und in Afghanistan sowie über das Recht auf Abtreibung.
Antifaschismus, Jugend und Ukraine
Sylvia Bühler (ver.di, Deutschland) sprach über die Gefahren des Faschismus in Vergangenheit und Gegenwart, und der Kongress machte seine Position sehr deutlich: „Siamo tutti anti-fascisti.“ Alina Tankeliun (Litauische Gewerkschaft der Beschäftigten im Gesundheitswesen) brachte die Delegierten dazu, aufzustehen und die Verfassungsänderung zur Jugendquote zu unterstützen, die später mit nur einer Gegenstimme angenommen wurde. Ivanna Hcrapko (Staatsbedienstetengewerkschaft der Ukraine) sprach über die Situation der Arbeitnehmer*innen in der Ukraine und betonte die Bedeutung der Werte unserer Gewerkschaftsbewegung, wie sie in der neuen Charta dargelegt sind. Ihre Ausführungen stießen auf ein überwältigendes Echo der Unterstützung und Solidarität.
Änderungsanträge, Frauenrechte und mehr
Zahlreiche weitere EGÖD-Kolleg*innen kamen zu Wort, darunter Yolanda Gil (CCOO-FSS, Spanien) vom EGB-Jugendausschuss und EGÖD-Vizepräsidentin im ständigen Ausschuss für Gesundheits- und Sozialdienste. Sie stellte die Jugendquote vor und verteidigte sie, indem sie alle jungen Delegierten auf die Bühne rief. Die Jugenddelegierten feierten einen überwältigenden Sieg – nur eine Delegation stimmte dagegen. Gloria Mills (Unison, Vereinigtes Königreich), Präsidentin der Frauenausschüsse von EGB und EGÖD, hielt eine ebenso eindringliche Rede zur Verteidigung der Frauen, der Frauenrechte, des Rechts auf Abtreibung und vor allem der äußerst wichtigen Rolle der öffentlichen Dienste für Frauen und Gleichstellung. Paola Panzeri (EGÖD), Vizepräsidentin des EGB-Frauenausschusses, sprach über die Angriffe der extremen Rechten auf die Rechte der Frauen und die Prioritäten des EGB-Frauenausschusses für die kommenden Jahre, wie z. B. die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und die Ratifizierung und Umsetzung des IAO-Übereinkommens 190 über Gewalt und Belästigung durch die EU-Mitgliedstaaten.
Dringlichkeitsentschließungen
Jan Willem Goudriaan ergriff erneut das Wort, um seine Unterstützung für eine vom italienischen Gewerkschaftsbund CGIL vorgeschlagene Resolution zu bekunden, die von zahlreichen Organisationen unterstützt wurde. Die Entschließung zielt darauf ab, neue Regeln für die wirtschaftspolitische Steuerung aufzustellen, und der EGB wird sich aktiv für diese neuen Regeln einsetzen. Die Gewerkschaftsbewegung in Europa hat unmissverständlich klargestellt, dass sie sich allen neuen Sparmaßnahmen vehement widersetzen wird. Solche Maßnahmen würden sich nachteilig auf die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes und die Bevölkerung in Europa auswirken und Fortschritte auf dem Weg zu einem gerechten, grünen und digitalen Übergang behindern. Darüber hinaus wird in der Entschließung anerkannt, wie wichtig eine angemessene Personalausstattung ist, um Burnout und Stress zu bekämpfen und eine qualitativ hochwertige Gesundheit und Pflege zu gewährleisten. Sie skizziert eine Reihe geplanter Aktionen, die schrittweise zu einer größeren Mobilisierung im Herbst führen sollen.
Andere Dringlichkeitsentschließungen brachten die Solidarität mit iranischen und afghanischen Frauen zum Ausdruck, die mit Unterdrückung konfrontiert sind, mit den Arbeitnehmer*innen und Menschen in Kuba, die mit dem erneuten Boykott durch die USA konfrontiert sind, und mit den Arbeitnehmer*innen und Menschen, die mit dem Krieg in der Ukraine konfrontiert sind. Die Gewerkschaften müssen sich am Wiederaufbau ihres Landes beteiligen. Eine weitere Solidaritätsentschließung verteidigte das Streikrecht, das in Belgien und im Vereinigten Königreich angegriffen wird. Der Kongress verurteilte die Regierung von Katar dafür, dass sie keine größeren Fortschritte bei der Umsetzung von Arbeitsreformen macht und keine unabhängigen Gewerkschaften zulässt. Der EGÖD bekundete seine Solidarität mit den türkischen Gewerkschaften angesichts der vielen Opfer des Erdbebens vom 6. Februar 2023.
Internationale Solidarität
Es gab zahlreiche emotionale Momente wie die Solidaritätsaktionen für die Beschäftigten in der Ukraine (Opfer des russischen Angriffskrieges), in der Türkei (Opfer des Erdbebens) sowie in Belarus (inhaftierte Gewerkschaftsführer*innen). Darüber hinaus kamen am Kongress Gewerkschaftsvertreter*innen aus Palästina, Tunesien und Myanmar zu Wort und es wurden Debatten mit Politiker*innen und Arbeitgeber*innen geführt. Auch die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen sowie der EU-Kommissar für soziale Angelegenheiten Nicolas Schmit trugen mit ihren Redebeiträgen zu einem gelungenen EGB-Kongress bei.
Quellen:
Europäischer Gewerkschaftsbund (EGB), Europäischer Gewerkschaftsverband für den Öffentlichen Dienst (EGÖD), Internationale Arbeitsorganisation (IAO);
Nie wieder Rana Plaza!
Das Europäische Parlament hat am 1. Juni seine Verhandlungsposition zum geplanten Lieferkettengesetz festgelegt und geht damit deutlich über die Vorschläge von Kommission und Rat hinaus.
Am 24. April dieses Jahres jährte sich die größte Tragödie der Textilindustrie zum zehnten Mal. Damals stürzte das neunstöckige Gebäude „Rana Plaza“ nordwestlich der Hauptstadt Dhaka in Bangladesch ein. Die Textilarbeiter*innen verrichteten dort ihre Arbeit, obwohl das Gebäude am Vortrag wegen Rissen in den Wänden geräumt worden war. 1.135 Menschen starben an diesem Tag. Untersuchungen zeigten schließlich, dass der Gebäudeeinsturz auf grobe Fahrlässigkeit beim Bau des Gebäudes und unzureichende Sicherheitsvorkehrungen zurückzuführen war. Der Vorfall sorgte international für Entrüstung und entfachte eine breitere Diskussion über die Arbeitsbedingungen von Arbeiter*innen im Globalen Süden, die vielfach Produkte unseres täglichen Lebens wie Kleidung, Elektronikgeräte und Spielwaren herstellen. Denn Kinderarbeit, Sklaverei, schlechte Bezahlung, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und unzureichende Sicherheits- und Umweltstandards sind weltweit weiterhin keine Seltenheit. Gerade die niedrigen arbeitsrechtlichen Standards sind oft Mitgrund dafür, dass sich Unternehmen ganz bewusst in solchen Ländern niederlassen.
Lieferkettengesetze auf dem Vormarsch
Um hier für eine Verbesserung einzutreten, machen sich Gewerkschaften und NGOs seit einiger Zeit für sogenannte Lieferkettengesetze stark. Diese Gesetze sollen dafür sorgen, dass Unternehmen für die Aktivitäten entlang ihrer Lieferkette Verantwortung tragen. Dazu gehört die Haftung für Menschrechtsverletzungen genauso wie für ökologische Schäden, die im Zuge der Produktion der Waren entstehen. Mithilfe der Gesetze sollen Kinderarbeit, Sklaverei, schlechte Arbeitsbedingungen und ökologische Zerstörung verhindert werden. In Frankreich gib es nun schon seit einiger Zeit ein solches Lieferkettengesetz, jedoch mit sehr hohen Schwellenwerten – das bedeutet, dass nur sehr große Unternehmen von den Bestimmungen erfasst werden. Auch Deutschland hat vergangenes Jahr – gegen den Widerstand der Unternehmensvertreter – ein solches Gesetz durchgesetzt.
Nun nimmt die Diskussion auch auf europäischer Ebene an Fahrt auf. Das Europäische Parlament hat am 1. Juni über ein europäisches Lieferkettengesetz abgestimmt. Mit der geplanten europäischen Regelung wären alle in der EU ansässigen Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten und einem Umsatz von über 40 Millionen Euro erfasst. Nicht-EU-Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 150 Millionen Euro werden ebenfalls einbezogen – sofern mindestens 40 Millionen Euro in der EU erwirtschaftet wurden. Unternehmen, die sich nicht an die Vorschriften halten, müssen auf Basis des Gesetzesentwurfs mit Strafen von bis zu 5% ihres weltweiten Umsatzes rechnen. Zu kritisieren ist, dass das Europäische Parlament keine Beweislastumkehr in den Entwurf aufgenommen hat. Diese würde es Geschädigten, die wegen Menschenrechtsverletzungen oder Umweltschäden klagen, erleichtern, ihr Recht durchzusetzen – denn ihnen gegenüber stehen oft mächtige Konzerne, die mit Scharen von Anwält*innen jede Verantwortung abzuwälzen versuchen.
Harte Verhandlungen in Sicht
Nun folgen Verhandlungen zwischen dem Europäischen Parlament, der Kommission und dem Rat. In den weiteren Diskussionen wird es unter anderem darum gehen, wie weit die Haftung von Unternehmen reichen soll. Welche Unternehmen sollen von den Regelungen betroffen sein? Werden nur die Unternehmen selbst und ihre engsten Zulieferer oder auch Unternehmen am Beginn der Lieferkette erfasst? Wie das Beispiel Rana Plaza belegt, finden genau dort oftmals die schwerwiegendsten Verstöße gegen Menschenrechte statt. Wie gut werden die Rechte der Betroffenen geschützt? Und wie stark wird der Klimaschutz in die Bestimmungen einfließen?
All diese Fragen werden noch zu klären sein. Als younion _ Die Daseinsgewerkschaft werden wir gemeinsam mit unseren Partner*innen weiter Druck aufbauen – denn Katastrophen wie der Einsturz des Rana Plaza-Gebäudes dürfen sich unter keinen Umständen wiederholen.
Quellen:
Amnesty International, A&W blog, Europäisches Parlament, moment.at, orf.at;
Schwerpunkte der EP-Plenartagung von 12. – 15. Juni 2023
Im Rahmen der Plenartagung des Europäischen Parlaments von 12. – 15. Juni stehen u. a. folgende Themen auf der Tagesordnung:
Ukraine: Anschlag auf den Nova-Kachowka-Damm und den Wiederaufbau des Landes
Die Abgeordneten debattieren über die Lage in der vom Krieg zerrissenen Ukraine sowie über die künftigen Bemühungen um einen nachhaltigen Wiederaufbau des Landes.
Abstimmung über wegweisende Regeln für den Umgang mit künstlicher Intelligenz
Die Abgeordneten wollen ihre Verhandlungsposition zu neuen Regeln zur Eindämmung der Risiken von künstlicher Intelligenz (KI) und zur Förderung ihrer ethischen Nutzung annehmen.
Batterien nachhaltiger, langlebiger und leistungsfähiger machen
Das Parlament will über aktualisierte Vorschriften für die Gestaltung, Herstellung und Abfallbewirtschaftung aller Arten von in der EU verkauften Batterien endgültig abstimmen.
Das Parlament auf dem Weg zur Europawahl 2024
Ein Jahr vor der Wahl werden die Abgeordneten über einen Vorschlag zur Zusammensetzung des Parlaments abstimmen und die anstehende Überarbeitung des Wahlrechts erörtern.
Parlament warnt vor Wasserkrise in Europa
Die Abgeordneten werden mit Rat und Kommission über die zunehmende Wasserknappheit und Dürre vor der Sommersaison diskutieren.
Untersuchung zu Pegasus-Spähsoftware: Abgeordnete skizzieren notwendige Reformen
Abstimmung über Empfehlungen infolge der Untersuchung der illegalen Nutzung von Pegasus und anderer Spähsoftware und deren Folgen für Demokratie, Zivilgesellschaft und Medien.
Abgeordnete legen Prioritäten zur Bekämpfung von Steuermissbrauch und Geldwäsche fest
Die Abgeordneten werden die Lehren aus den Pandora-Papieren und anderen Enthüllungen erörtern und eine entsprechende Entschließung verabschieden.
Prioritäten des Parlaments für den EU-Gipfel von 29. bis 30. Juni
In einer Debatte mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen werden die Abgeordneten ihre Erwartungen an den EU-Gipfel von 29. bis 30. Juni vorstellen.
Abgeordneten fordern faire Vergütung für Praktika
Das Parlament wird die Kommission auffordern, einen Vorschlag für eine Richtlinie vorzulegen, die die Qualität von Praktika in der EU sicherstellt.
Ernährungssicherheit und eine widerstandsfähige EU-Landwirtschaft
In einer Debatte und einer Abstimmung wollen die Abgeordneten die EU auffordern, Ernährungssicherheit und strategische Autonomie zu stärken.
Kosovos Präsidentin Vjosa Osmani spricht vor dem Europäischen Parlament
Die Präsidentin des Kosovo, Vjosa Osmani, wird in einer feierlichen Sitzung in Straßburg vor den Abgeordneten des Europäischen Parlaments sprechen.
Debatte und Entschließung zur Lage der Rechtsstaatlichkeit in Polen
Die Abgeordneten erörtern die Überarbeitung des polnischen Wahlgesetzes, das neue Verwaltungsgremium, das die Bürgerrechte bedroht, und das Urteil des EuGH zur Disziplinarkammer.
Weitere Themen:
- Erklärung der Kommission zum „Welttag gegen Kinderarbeit“, Montag
- Umsetzung und Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG), Udo Bullmann, Petros Kokkalis, Debatte Mittwoch, Abstimmung Donnerstag
Quellen:
Europäisches Parlament;
579. Plenartagung des EWSA
Diese Woche fand am 14. und 15. Juni die 579. Plenartagung des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses (EWSA) in Brüssel statt. Die beiden zentralen Debatten drehten sich dabei um die Themen Strommarktreform und Kooperation im Jugendbereich. Neben diesen Darüber hinaus wurde auch eine Reihe von Stellungnahmen und Resolutionen des EWSA verabschiedet. Eine Auswahl davon findet sich untenstehend.
Gleichbehandlung junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt (SOC/721)
Diese Initiativstellungnahme des EWSA unterstreicht die Bedeutung der Gleichbehandlung junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Sie befasst sich dabei mit einer breiten Palette an Schlüsselaspekten wie dem Zugang zu Arbeitsplätzen, dem Übergang von der Ausbildung ins Berufsleben, Praktika, Mindestlöhnen, Qualifikationen, sozialer Sicherheit und der psychischen Gesundheit. Der EWSA setzt sich dafür ein, die Gleichbehandlung junger Menschen auf dem Arbeitsmarkt zu fördern und zu gewährleisten. Zur Stellungnahme.
Überwachung der außerordentlichen Maßnahmen und Resilienz der EU im Energiebereich (TEN/799)
Der EWSA macht mit seiner Stellungnahme zur Überwachung der außerordentlichen Maßnahmen und Resilienz der EU im Energiebereich klar, dass die EU-Politik ihr Ziel des grünen, digitalen und sozialen Wandels stärken muss. Dafür müssen die Maßnahmen zur Senkung der Kosten im Energiebereich über kurzfristige, befristete Maßnahmen hinausgehen. Stattdessen braucht es stabile und verlässliche Regelungen, die sich an den realen Produktionskosten orientieren und nicht von den Preisen für fossile Brennstoffe getrieben werden. Zugleich betont der EWSA, dass der groß angelegte Ausbau CO2-freier Energiequellen durch die Vereinfachung der Zulassungsverfahren beschleunigt werden muss, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aus Drittstaaten rasch beenden, den Klimaschutzverpflichtungen nachkommen und die Wettbewerbsfähigkeit steigern zu können. Für mehr Information.
Europäische Wasserstoffbank (TEN/805)
In der unter Federführung von Thomas Kattnig ausgearbeiteten Stellungnahme zur Europäischen Wasserstoffbank beschäftigte sich der EWSA mit dem geplanten Ausbau der Europäischen Wasserstoffindustrie. Die EU-Kommission plant, dass die EU bis 2030 zehn Millionen Tonnen grünen Wasserstoff produziert und genauso viel importiert. Um diesen neuen grünen Wasserstoffmarkt anzukurbeln, will sie mit der Europäischen Wasserstoffbank ein neues Finanzierungsinstrument schaffen.
Der EWSA begrüßt in seiner Stellungnahme die Idee der Kommission, eine Europäische Wasserstoffbank einzurichten, um so Anreize für das Entstehen eines Wasserstoffmarkts zu schaffen. Zugleich wird aber auch betont, dass die Produktion von Wasserstoff aus fossilen Energieträgern nicht mit EU-Mitteln unterstützt werden dürfe. Thomas Kattnig, Mitglied des EWSA sowie des Bundespräsidiums der younion _ Die Daseinsgewerkschaft, betont: „Das ‚do no harm‘-Prinzip, also der Grundsatz der Schadensvermeidung, muss auch auf Mittel im Zusammenhang mit der Wasserstoffbank angewandt werden. Wasserstoff darf nur dann aus EU-Mitteln finanziert werden, wenn der verwendete Strom aus erneuerbaren Quellen gewonnen wurde.“
Der EWSA spricht sich zudem dagegen aus, energieintensive Elektrolyseprozesse über die europäischen Stromnetze mit (nicht erneuerbarer) Energie speisen zu lassen und so die allgemeine Energienachfrage zu steigern. Stattdessen darf der Einsatz von Wasserstoff nur im Zusammenspiel mit dem Ausbau erneuerbarer Energieressourcen gefördert werden und sollte nur dort zulässig sein, wo direkte Elektrifizierung nicht möglich ist. Doch nicht nur die Art der Produktion ist bei der Förderung entscheidend. Für Kattnig spielen auch die Vergabevoraussetzungen eine zentrale Rolle: „Wir sind als EWSA der Meinung, dass bei der Vergabe der Fördermittel aus der Wasserstoffbank nicht ausschließlich die Kosteneffizienz der zu fördernden Projekte eine Rolle spielen darf. Vielmehr müssen etwa Standards für die Umweltverträglichkeit wie auch die soziale Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Insbesondere Bestimmungen über die geltenden Löhne, die Personalentwicklung und die Lehrlingsausbildung müssen hierbei eine entscheidende Rolle spielen, um sicherzustellen, dass ein größeres und vielfältigeres Reservoir an qualifizierten Arbeitskräften Zugang zu guten Arbeitsplätzen hat.“ Für mehr Information.
Weiterführende Informationen:
Die verabschiedeten Stellungnahmen im Detail
Tagesordnung der 579. Plenartagung des EWSA
Quellen:
Europäische Kommission – Vertretung in Deutschland, Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA);